Terrorakt von San Bernardino gibt weiter Rätsel auf

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Erstmals stärkt auch die New York Times dem US-Präsidenten bei seiner Forderung für strengere Waffengesetze den Rücken.

Nach dem Blutbad von San Bernardino in Kalifornien ermittelt die US-Bundespolizei FBI wegen Terrorismus. Die beiden Schützen - ein Ehepaar - hatten dort 14 Menschen ermordet und 21 verletzt, bevor sie selbst auf der Flucht von der Polizei getötet wurden. Die Tat und die Motive geben aber weiterhin Rätsel auf.

In San Bernardino herrschte am Freitagabend (Ortszeit) vorübergehend Alarmstimmung. In einer Einrichtung des Pakettransportdienstes UPS wurde ein an den Täter Syed Farook gerichtetes Päckchen gefunden und das Gebäude evakuiert. Bombenspezialisten gaben dann aber Entwarnung: Das Paket enthielt Kleidungsstücke, wie die "Los Angeles Times" berichtete.

Attentäter waren "IS-Unterstützer"

US-Präsident Barack Obama forderte erneut schärfere Waffengesetze. Unterstützung erhielt er auf ungewöhnliche Weise von der "New York Times": Zum ersten Mal seit 1920 veröffentlichte das Blatt auf seiner Titelseite einen Leitartikel - und äußerte darin Empörung über die Untätigkeit des Kongresses. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erklärte am Samstag über ihren Radiosender Al-Bajan, "zwei Unterstützer" hätten den Anschlag verübt. Die Täter wurden aber nicht als Mitglieder oder wie ansonsten häufig üblich als "Soldaten des Kalifats" bezeichnet.

Das FBI geht zwar von einem Terrorakt aus, hat aber zunächst keine direkte Verbindung zum IS oder einer anderen Gruppe festgestellt. "Wir haben solche Hinweise derzeit nicht", sagte FBI-Direktor James Comey in Washington. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass die Täter Farook und Tashfeen Malik (beide Ende 20) vom internationalen Terror inspiriert worden seien.

Nach Medienberichten soll die aus Pakistan stammende Frau dem IS in einem Facebook-Beitrag Gefolgschaft versprochen haben. Einem Facebook-Sprecher zufolge wurde das entsprechende Profil mit dem Eintrag inzwischen entfernt, wie die "Los Angeles Times" berichtete.

Die Angehörigen von Farook wussten nach Angaben ihrer Anwälte nichts von angeblichen Verbindungen zu Terrorgruppen. Sie hätten keinerlei Anzeichen für extremistische Ansichten gesehen, sagte der Anwalt David Chesley am Freitag in Kalifornien. Die Familie, darunter zwei Schwestern und der Bruder von Farook, seien von der Bluttat total schockiert gewesen. Die Familie und die Anwälte würden eng mit dem FBI kooperieren.

Obama erhält Rückendeckung von NYT

Obama sagte in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache, die Tragödie zeige, dass es zu leicht für gefährliche Menschen sei, an Waffen zu kommen. Derzeit könnten Personen, die auf einer Flugverbotsliste stünden, ohne Probleme Waffen erwerben. "Das ist wahnwitzig."

Im Leitartikel der "New York Times" hieß es: "Es ist ein moralischer Frevel und eine nationale Schande, dass Zivilisten legal Waffen kaufen könne, die darauf angelegt sind, Menschen mit brutaler Geschwindigkeit und Effizienz zu töten."

(APA/DPA)

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