Die Analyse des Flugschreibers soll Aufschlüsse über den Absturz der russischen Maschine liefern - und bietet Zündstoff für die Auseinandersetzung wischen Moskau und Ankara.
Zwei Wochen nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei hat Präsident Wladimir Putin den Fund des Flugdatenschreibers bekannt gemacht. "Ich bitte Sie, ihn gemeinsam mit ausländischen Spezialisten zu öffnen und alles zu dokumentieren", sagte Putin bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag in Moskau.
Schoigu hatte die Blackbox in den Kreml gebracht. Das Gerät der Suchoi Su-24 sei vom syrischen Militär an der Absturzstelle gefunden worden, sagte der Minister. Putin betonte, er hoffe, dass der Flugschreiber Aufschluss darüber gebe, was am 24. November im türkisch-syrischen Grenzgebiet geschehen sei.
Ankara droht mit Gegensanktionen
Die Blackbox könnte die angespannte Stimmung zwischen Russland und der Türkei weiter verschärfen. Die Führung in Ankara beharrt darauf, dass die Maschine den türkischen Luftraum verletzt habe und vor dem Abschuss mehrfach gewarnt worden sei. Moskau bestreitet beides und wirft dem NATO-Land "Verrat" vor. Der überlebende Co-Pilot bekräftigt jedoch, dass das Flugzeug die türkische Grenze nicht verletzt und türkische F-16-Jets ohne Vorwarnung gefeuert hätten.
Vor zwei Wochen hat Russland wegen des Zwischenfalls, bei dem einer der beiden Piloten starb, Sanktionen in Handel und Tourismus verhängt. Auch Ankara hat Moskau bereits mit der Verhängung von Gegensanktionen gedroht. "Russland hat Sanktionen verhängt. Wenn wir es für notwendig halten, werden wir unsere eigenen Sanktionen verhängen", sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Dienstag vor Abgeordneten seiner Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP).
Syrien liefert Zitrusfrüchte an Russland
Die russischen Sanktionen richten sich insbesondere gegen den Tourismus-, den Energie- und den Agrarbereich. Davutoglu sagte nun, die Regierung bereite "alternative Pläne" vor. Zugleich betonte er erneut seine Bereitschaft zu Gesprächen mit Russland. "Wir sind bereit zu jeder Art von Treffen und dem Austausch von Ideen mit Russland", sagte Davutoglu.
Syrien kündigte unterdessen an, rund 700.000 Tonnen Zitrusfrüchte nach Russland zu exportieren, um die Lücke zu füllen, die durch die Blockade türkischer Produkte entstanden ist. Der Präsident der Industriekammer von Damaskus, Samer Debes, sagte laut der Nachrichtenagentur Sana, die russischen Sanktionen gegen die Türkei hätten "ein bedeutendes Vakuum und eine echte Chance für syrische Produkte geschaffen". Russland ist ein enger Verbündeter des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und ein wichtiger Handelspartner Syriens.
(APA/dpa)