Internetpionier Yahoo demontiert sich

Key Speakers At The DreamForce Conference
Key Speakers At The DreamForce Conference(c) Bloomberg (David Paul Morris)
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Der Internetpionier legt den Verkauf der Alibaba-Anteile auf Eis und will stattdessen auf Aktionärsdruck das Kerngeschäft abstoßen.

Sunnyvale. Marissa Mayer versucht seit drei Jahren, den strauchelnden Internetpionier Yahoo in Schwung zu bringen. Bisher schwächeln die wichtigen Werbeerlöse aber weiter. Es geht aber nicht nur um den Konzern – es geht auch um den Verbleib von Mayer im Chefsessel, den sie vor drei Jahren übernommen hat. Jetzt muss sich Mayer dem Druck von Aktionären beugen und einen scharfen Strategieschwenk vornehmen – eine Niederlage für die Managerin.

Wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab, wird er den Anteil an der chinesischen Handelsplattform Alibaba doch nicht verkaufen. Stattdessen soll das Kerngeschäft (Suchmaschine und ihre Werbeeinnahmen) abgestoßen werden. Das wäre eine Kehrtwende und würde einer Demontage des Internetpioniers gleichkommen. Die Beteiligung von 15 Prozent an Alibaba wäre an der Börse nach aktuellem Kurs über 31 Mrd. Dollar (28,5 Mrd. Euro) wert und damit fast genauso viel wie ganz Yahoo.

Der Konzern soll aufgespalten werden. Das Unternehmen soll nur noch aus der Alibaba-Beteiligung bestehen. In eine neue Firma werden alle anderen Geschäfte eingebracht. Deren Aktien sollen unter den „alten“ Yahoo-Aktionären aufgeteilt werden. Nach Medienberichten legte die Yahoo-Aktie nachbörslich am Dienstag um mehr als zwei Prozent zu.

Mayer wollte die Alibaba-Beteiligung verkaufen und den Erlös an die Aktionäre ausschütten. Doch der Finanzinvestor Starboard Value, der ursprünglich Druck für den Verkauf des Alibaba-Anteils gemacht hatte, forderte Yahoo Mitte November auf, davon abzulassen und stattdessen das Internet-Kerngeschäft abzustoßen. Der Grund: Auch kurz vor dem geplanten Abschluss der Transaktion Anfang kommenden Jahres blieb unklar, ob sie steuerfrei umgesetzt werden kann. Die US-Steuerbehörde wollte das nicht garantieren.

Wertlose Suchmaschine

Der Verwaltungsrat von Yahoo hat deshalb vergangene Woche mehrere Tage lang über die Situation beraten. Die ernüchternde Erkenntnis: Angesichts der Tatsache, dass der Alibaba-Anteil und das Aktienpaket an Yahoo Japan zusammen sogar mehr wert sind als ganz Yahoo, sehen die Investoren im Kerngeschäft des Internet-Dinos gar keinen Wert mehr.

Dennoch sollen Finanzinvestoren Interesse an dem Yahoo-Kern mit mehreren hundert Millionen Nutzern gezeigt haben. Dazu gehört der Telekom-Riese Verizon, der bereits AOL übernommen hat.

Yahoo ist gegenüber den Konkurrenten Google und Facebook weit ins Hintertreffen geraten. Daran haben auch mehrere Übernahmen und ein Umbau des Konzerns nichts geändert. Im zweiten Quartal ist Yahoo aufgrund der deutlich höheren Marketingausgaben sogar in die Verlustzone gerutscht: Das Minus machte 22 Mio. Dollar aus, nach einem Gewinn von etwa 270 Mio. Dollar vor Jahresfrist. (ag/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2015)

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