Innsbruck rüstet für Burschenschafter-Kommers

Burschenschafter-Kommers 2005 in Wien
Burschenschafter-Kommers 2005 in Wien(c) AP (Hans Punz)
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Tausend Polizisten sind am Wochenende im Einsatz, um Ausschreitungen zu verhindern. Drei Demonstrationen gegen das Burschenschafter-Treffen sind angekündigt. SPÖ und Grüne kritisieren den Kommers.

Rund tausend Polizisten, Spezialeinheiten der Cobra und ein Hubschrauber: Etwa 1,1 Millionen Euro kostet der Einsatz, der am Wochenende in Innsbruck für Sicherheit sorgen soll. Grund für das Großaufgebot der Polizei ist ein Festkommers von schlagenden Burschenschaften und drei Demonstrationen gegen dieses Treffen.

Um zu verhindern, dass die beiden Gruppen aufeinander treffen, werden kritische Bereiche zu Sperrzonen erklärt. Betroffen sind Teile des Messeareals, wo sich die Burschenschafter am Samstagabend treffen, und der Bergisel. Dort planen die Burschenschafter für Samstagvormittag eine Andreas-Hofer-Gedenkfeier. Polizeidirektor Thomas Angermair betont, dass kein Grund zu übertriebener Sorge bestehe: "Es gibt bisher keine expliziten Aufrufe zur Gewaltanwendung".

Das Treffen der deutsch-nationalen Korporationen findet bereits zum dritten Mal (nach 1994 und 2000) in Innsbruck statt. Diesmal ist der Anlass "200 Jahre Tiroler Freiheitskampf". Martin Graf (FPÖ), Dritter Nationalratspräsident und "Alter Herr" der Wiener Burschenschaft Olympia, soll eine Festrede halten. Das Treffen soll bis Sonntag dauern. Unter den Organisatoren des Kommers sind die Innsbrucker Burschenschaften Brixia und Suevia. Laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) gelten diese als "politisch weit rechts außen stehend".

Aufregung im Vorfeld des Treffens

Wie im Jahr 2000 sorgt der Kommers auch diesmal bereits im Vorfeld für Aufregung. Die Tiroler SPÖ kritisiert vor allem, dass der Festkommers in von der öffentlichen Hand subventionierten Räumlichkeiten veranstaltet werde. Auch die Haltung von Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach stößt auf wenig Verständnis: "Die Bürgermeisterin beruft sich auf das demokratische Recht der Versammlungsfreiheit. Ob dieses jedoch antidemokratischen Organisationen jedenfalls eingeräumt werden muss, ist für mich zu hinterfragen", so Hannes Gschwentner, Chef der Landes-SPÖ.

Gebi Mair von den Tiroler Grünen bezeichnet den Kommers als "ewiggestrige Versammlung" und ruft zur friedlichen Teilnahme an Gegendemonstrationen auf. "Ich hoffe auf ein starkes gemeinsames Auftreten gegen die männerbündischen, reaktionären, revanchistischen, revisionistischen, nationalistischen, rassistischen, homophoben, elitären, gewaltverherrlichenden, kadavergehorsamen Burschenschaften".

"Schockiert" zeigen sich die Jungen Sozialisten Tirol: "Das Jahr 2009 sollte den Anspruch haben, kritisch über die Tiroler Geschichte zu reflektieren und nicht, in Anlehnung an Martin Graf, mit 'Nazidreck' einen traurigen Höhepunkt zu liefern".

Als "völlig unverständlich" bezeichnet hingegen der Tiroler FP-Chef Gerald Hauser die "hysterisch geschürte Aufregung von linken und kommunistischen Gruppen". Bei den Studentenverbindungen handle es sich um seit 160 Jahren für die Grundrechte und Freiheiten der Menschen aktive Organisationen, die "auf dem Boden der österreichischen Verfassung und Gesetze ihre studentische und akademische Tradition" pflegten.

(Ag./Red.)

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