UNO billigt weltweites Klimaschutzabkommen

A woman walks past a map showing the elevation of the sea in the last 22 years during the World Climate Change Conference 2015 at Le Bourget
A woman walks past a map showing the elevation of the sea in the last 22 years during the World Climate Change Conference 2015 at Le BourgetREUTERS
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Frankreichs Außenminister präsentierte am Samstag den Abschlusstext. Noch am selben Tag wurde er gebilligt, nachdem auch China und Indien eingelenkt hatten.

Die UNO-Klimakonferenz hat am Samstagabend in Le Bourget bei Paris das neue weltweite Klimaschutzabkommen beschlossen. Es ist das erste Mal, dass sich alle 195 beteiligten Staaten vertraglich dazu bekennen, Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung zu unternehmen.

"Die Pariser Vereinbarung für das Klima ist angenommen", sagte Konferenzleiter Laurent Fabius unter dem Jubel der Delegierten. Minutenlanger Applaus folgte. Der neue Klimaschutzvertrag gibt das Ziel vor, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzten. Die 195 Länder wollen sogar versuchen, bei 1,5 Grad zu landen. Langfristig sollen nicht mehr Treibhausgase wie CO2 ausgestoßen werden, als gleichzeitig zum Beispiel von Wäldern wieder aufgenommen werden können.

Allerdings werden die nationalen Klimaziele weiterhin von den einzelnen Ländern festgelegt - bisher reichen die vorliegenden Pläne nicht aus, um den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu begrenzen.

"Indien stimmt zu, China stimmt zu"

Den Weg zur Einigung frei gemacht hatte vor allem die Zustimmung von Indien und China, die im Verlaufe des Samstags bekannt geworden war. Sie gehören zur sogenannten Like Minded Group of Developing Countries (LMDC - Gruppe gleichgesinnter Entwicklungsländer). Aus ihrem Kreis waren im Laufe der Verhandlungen wiederholt Vorbehalte zu unterschiedlichen Punkten geäußert worden, etwa gegen aus ihrer Sicht zu weitgehende Klimaziele. Insofern gelten die LMDC-Staaten als eine Schlüsselgruppe. "Indien stimmt zu, China stimmt zu, Saudiarabien stimmt zu, die arabische Gruppe stimmt zu", hieß es kurz vor der Einigung.

Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hatte am Samstag den Abschlusstext für das geplante weltweite Klimaschutzabkommen vorgelegt (>>>PDF). Ziele sind die Begrenzung der Erderwärmung und Hilfen für Entwicklungsländer bei Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen. Der Vertrag soll den durch Treibhausgase verursachten Klimawandel stoppen.

Fabius hat am Samstag leidenschaftlich für seinen finalen Entwurf geworben. Sein Vorschlag sei ehrgeizig, ausgewogen und rechtlich bindend, sagte der französische Außenminister am Samstag mit brüchiger Stimme und sprach von einem "historischen" Moment.

"Nicht mit kleinstem gemeinsamen Nenner begnügen"

Am Freitag waren beträchtliche Spannungen deutlich geworden. Eine selbst ernannte Koalition der Ehrgeizigen aus EU, USA und zahlreichen Entwicklungsländern warnte davor, bei den Bestimmungen zum Klimaschutz hinter dem letzten Textentwurf zurückzubleiben. Umstritten war zuletzt auch die Frage der Finanzhilfen für Entwicklungsländer.

Wegen Differenzen verlängert

Wegen anhaltender Differenzen hatte Gastgeber Frankreich die Konferenz um einen Tag verlängert. In fieberhaften Gesprächen im kleinen Kreis suchten Minister und Unterhändler nach Kompromissen bei den umstrittenen Kernpunkten. Auch Staatschefs schalteten sich ein.

Umweltschützer fürchten, dass die Detailregelungen nicht ausreichen, um die Erderwärmung wie geplant auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Mit den bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzplänen würde die Temperatur auf der Erde um etwa 2,7 Grad steigen. Indien sieht die alle fünf Jahre geplanten Nachbesserungen der Ziele mit Skepsis und sieht zunächst die Industriestaaten in der Pflicht, die historisch viel mehr CO2-Emissionen in die Atmosphäre geblasen haben.

(APA/dpa/AFP)

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