Der Bundespräsident hat einen gesetzlichen Anspruch auf eine Wohnung. Doch die Republik hat derzeit keine zu vergeben. Die alte Villa auf der Hohen Warte wurde verkauft.
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für Heinz Fischers Nachfolger, der im Frühjahr 2016 erst zu wählen sein wird. Die schlechte: Die Republik hat keine Bleibe für ihn. Die alte Amtsvilla auf der Hohen Warte wurde veräußert (und für ein Wohnprojekt abgerissen), eine neue aber nicht gekauft.
Die gute: Der Bundespräsident hat, wie auch der Kanzler, einen Anspruch auf eine Dienstwohnung. Der Bund müsste also eine organisieren, wenn das nächste Staatsoberhaupt darauf besteht. Wiewohl im Gesetz ausdrücklich Wohnung steht – und nicht Villa.
Wenn es ums Wohnen ging, pendelten Österreichs Bundespräsidenten seit jeher zwischen demonstrativer Bescheidenheit und dem Anspruch auf ein repräsentatives Domizil. Theodor Körner bekam von der amerikanischen Besatzungsmacht eine Villa in Grinzing zur Verfügung gestellt. Sein Nachfolger Adolf Schärf blieb hingegen seiner Wohnung in der Josefstädter Skodagasse auch als Bundespräsident treu.
Für Franz Jonas, der aus seiner Bürgermeisterwohnung ausziehen musste, erstand die Regierung dann eine Amtsvilla auf der Hohen Warte, samt prächtigem Garten, der bis hinunter zum Sportplatz der Vienna reichte. Als Rudolf Kirchschläger dort einzog, war das Haus schon in die Jahre gekommen. Saniert und ausgebaut wurde es aber erst unter Kurt Waldheim. Doch die Bausubstanz war an ihrem natürlichen Ende angelangt. Verzweifelt suchte der nächste Mieter, Thomas Klestil, ein würdigeres Ambiente. Es fand sich aber nichts.
Unter Heinz Fischer wurde das Objekt dann verkauft. Nicht nur, weil dem Bund die Renovierungskosten zu hoch gewesen wären. Sondern auch, weil das Ehepaar Fischer nicht aus seiner Altbauwohnung in der Josefstädter Straße ausziehen wollte. Deshalb wurden dort die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Rund-um-die-Uhr-Personenschutz inklusive, denn auch darauf hat der österreichische Bundespräsident einen gesetzlichen Anspruch.
Kaiserschlössl ohne Dämmung
Das ehemals kaiserliche Jagdschloss in Mürzsteg hat Fischer nicht verkaufen lassen, obwohl er das in seinem ersten Wahlkampf im Jahr 2004 versprochen hatte. Weshalb ihm mitunter vorgeworfen wurde, doch nicht so ganz das bescheidene Staatsoberhaupt zu sein, als das er sich gern gibt.
Oft war Fischer allerdings nicht in Mürzsteg – und zwar aus gutem Grund: Das Schlössl entspricht schon lange nicht mehr den baulichen Standards von heute. Wärmedämmung war zu Kaisers Zeiten noch ein Fremdwort.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2015)