Bei Zusammenstößen sind alleine am Freitag knapp 90 Menschen ums Leben gekommen. Wütende Bürger wollen Staatschef Nkurunziza stürzen.
Nach neuen gewaltsamen Zusammenstößen wächst im ostafrikanischen Burundi die Furcht vor einem Bürgerkrieg. Zwei Jahrzehnte nach dem Völkermord im Nachbarland Ruanda befürchten westliche Staaten, dass ethnische Konflikte zwischen der Mehrheit der Huthis und der Minderheit der Tutsis wieder ausbrechen. Allein am Freitag sind bei einer neuen Welle der Gewalt 87 Menschen ums Leben gekommen, teilte das Militär am Samstag mit.
Es handelt sich um den größten Gewaltausbruch seit einem gescheiterten Putsch im Mai: Am Freitag hatten bewaffnete Gruppen mehrere Militäreinrichtungen in der Hauptstadt Bujumbura und im nahen Mujejuru angegriffen. Dabei kamen laut Sprecher auch vier Soldaten und vier Polizisten ums Leben.
Polizei soll Zivilisten erschossen haben
Etwa 45 Angreifer seien gefangen genommen und rund 100 Waffen sichergestellt worden. Der Militärsprecher, der anonym bleiben wollte, berichtete, es seien sieben Regierungssoldaten inhaftiert worden. Sie sollen mit den bewaffneten Gruppen zusammengearbeitet haben. Den ganzen Tag über waren Schüsse und Explosionen zu hören, die Menschen verschanzten sich in ihren Häusern. Den Angaben zufolge wollten die Angreifer Ausrüstung der Armee stehlen, um damit Gefangene zu befreien. Ein Aktivist berichtete, bei Razzien hätten Polizisten unbeteiligte Zivilisten erschossen, die nichts mit den Attacken zu tun hatten.
Zuvor hatte es geheißen, in zwei Vierteln in Bujumbura seien 46 Leichen entdeckt worden. Viele der Opfer seien zuvor in Gefängnissen festgehalten worden, weil sie als Regierungskritiker an Demonstrationen gegen Präsident Pierre Nkurunziza teilgenommen hätten, sagte Anschaire Nikoyagize, der Präsident der Menschenrechtsorganisation "Burundian League for Human Rights". Die meisten der Toten hätten Schusswunden aufgewiesen. Es werde angenommen, dass sie hingerichtet worden seien.
Zehntausende auf der Flucht
Im ostafrikanischen Burundi kommt es seit April immer wieder zu blutiger Gewalt. Damals hatte Nkurunziza angekündigt, entgegen der Verfassung für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Im Juli war er bei einer von der Opposition boykottierten Wahl in seinem Amt bestätigt worden. Wütende Bürger wollen den Staatschef stürzen.
Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind Menschenrechts-Aktivisten zufolge bisher mindestens 240 Menschen getötet worden. 220.000 weitere sollen aus dem kleinen Land mit nur zehn Millionen Einwohnern geflohen sein. In Burundi war erst vor einem Jahrzehnt ein verheerender Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit mit 300.000 Toten zu Ende gegangen.
(APA/dpa/AFP)