Frankreich: Vereint gegen den Front National

FN-Chefin Marine Le Pen bei der Wahl.
FN-Chefin Marine Le Pen bei der Wahl.APA/EPA/OLIVIER HOSLET
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Die zweite Runde der Regionalwahlen ist im Gang. Der Rückzug der Sozialisten zugunsten der Konservativen könnte den extremen Rechten schaden.

In Frankreich hat am Sonntag in der Früh die zweite Runde der Regionalwahlen begonnen. Einen Monat nach den Anschlägen von Paris sind rund 45 Millionen Franzosen landesweit zur Stimmabgabe aufgerufen, um die Parlamente der 13 Regionen neu zu wählen. Mit besonderer Spannung wird erwartet, ob die rechtsextreme Front National (FN) erstmals in ihrer Geschichte eine Region erobern kann.

Die Partei von Marine Le Pen war im ersten Wahlgang vor einer Woche mit landesweit hochgerechnet 28 Prozent stärkste Kraft geworden und in sechs der 13 Regionen an erster Stelle gelandet. Allerdings dürften in der zweiten Runde in den meisten Regionen Kandidaten des konservativ-bürgerlichen Lagers um den früheren Staatschef Nicolas Sarkozy oder der Sozialisten des jetzigen Präsidenten Francois Hollande das Rennen machen. Erste Hochrechnungen werden für 20.00 Uhr erwartet.

Mindestens eine Region für FN

Die FN-Vorsitzende Marine Le Pen tritt in der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie als Spitzenkandidatin ihrer Partei an. In der ersten Runde vor einer Woche kam sie auf knapp 41 Prozent und landete damit weit vor ihren Konkurrenten auf dem ersten Platz. Allerdings zogen die Sozialisten ihre Liste für den zweiten Wahlgang zurück, um einen FN-Sieg zu verhindern, und riefen ihre Wähler auf, den konservativen Kandidaten Xavier Bertrand zu wählen. Umfragen zufolge könnte dieser sich nun in der Stichwahl gegen Le Pen durchsetzen.

Ähnliches spielte sich in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Cote d'Azur ab, wo Le Pens 26-jährige Nichte Marion Marechal-Le Pen ebenfalls mit knapp 41 Prozent weit vorne landete. Weil sich die Sozialisten auch hier zurückzogen, könnte der konservative Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, Marechal-Le Pen Umfragen zufolge knapp schlagen.

Meinungsforscher gehen trotzdem davon aus, dass die Front National mindestens eine Region gewinnen wird. Chancen hat sie etwa in der ostfranzösischen Grenzregion Elsass-Champagne-Ardenne-Lothringen, in welcher der FN-Vize Florian Philippot als Spitzenkandidat antritt. Ein FN-Sieg ist auch in der Region Burgund-Franche-Comte möglich.

Showdown vor Präsidentschaftswahl

Das konservativ-bürgerliche Lager könnte Meinungsforschern zufolge zwischen fünf und sieben Regionen gewinnen. Die Sozialisten könnten bis zu fünf Regionen gewinnen. Für die Regierungspartei, die im ersten Wahlgang landesweit hochgerechnet nur auf 23,1 Prozent gekommen war und in drei Regionen vorne lag, wäre das verglichen mit den schlechten Prognosen ein Erfolg.

Die Regionalwahlen sind der letzte große Urnengang vor der Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2017 und gelten deswegen als wichtiger Stimmungstest. Viele Franzosen machen Hollande und seine Sozialisten für die Rekordarbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise verantwortlich. Dass die Beliebtheitswerte des Präsidenten nach den Anschlägen vom 13. November sprunghaft anstiegen, hat der Partei in der ersten Runde der Regionalwahlen nicht genutzt.

(APA/AFP)

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