Russischer Zerstörer setzt Warnschüsse in der Ägäis

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Zerstörer "Smetlivy"Reuters
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Bei dem Zwischenfall im Ägäischen Meer hat ein russisches Kriegsschiff ein türkisches Fischerboot mit Schüssen zum Abdrehen gezwungen.

Knapp drei Wochen nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei hat es am Sonntag in der Ägäis einen Zwischenfall zwischen einem russischen Kriegsschiff und einem türkischen Fischerboot gegeben. Der Zerstörer "Smetliwi" habe nach mehreren vergeblichen Warnsignalen schließlich Warnschüsse abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Der russische Vize-Verteidigungsminister Anatoli Antonow bestellte den türkischen Militärattaché ein. Nach den Angaben aus Moskau lag die "Smetliwi" 22 Kilometer vor der griechischen Insel Limnos vor Anker, als sich am Morgen ein türkisches Fischerboot auf rund tausend Meter näherte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, das Boot mit Lichtsignalen und über Funk zu warnen, habe die "Smetliwi" schließlich Warnschüsse mit leichten Waffen abgefeuert, teilte das Ministerium in Moskau mit.

Dies sei aber in ausreichender Entfernung geschehen, so dass das türkische Schiff nicht habe getroffen werden können. Mit den Warnschüssen habe eine Kollision der nur noch rund 600 Meter voneinander entfernten Schiffe verhindert werden sollen.

Kein Kontakt mit dem russischen Marineschiff 

Auch nachdem das türkische Schiff in einer Entfernung von 540 Metern abgedreht habe, sei es nicht in Kontakt mit dem russischen Marineschiff getreten, erklärte das Ministerium. Vize-Verteidigungsminister Antonow bestellte demnach den türkischen Militärattaché ein, um gegen den Vorfall zu protestieren. Er kritisierte "provokative Handlungen" des türkischen Schiffs und habe die Türkei vor "negativen Konsequenzen jeder unbedachten Aktion durch Ankara gegen das russische Militärkontingent" gewarnt. "Nur durch einen glücklichen Zufall konnte eine Tragödie verhindert werden", hieß es in der Ministeriumserklärung.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte während eines Besuchs in Rom, seine Regierung untersuche den Vorfall und werde sich offiziell dazu äußern, wenn sie die Darstellung der Besatzung des türkischen Schiffs gehört habe. "Wir sind nicht für Spannungen. Wir waren immer dafür, Spannungen durch Dialog statt durch Konflikt zu überwinden", sagte Cavusoglu nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Dogan.

Kapitän dementiert die russische Darstellung

Der Kapitän des türkischen Fischerboots dementierte laut Dogan die russische Darstellung des Vorfalls. "Das ist eine Lüge", sagte Muzaffer Gecici demnach. "Wir sind innerhalb einer Meile an einem vor Anker liegenden Kriegsschiff vorbeigefahren. Wir wussten noch nicht mal, dass es ein russisches Schiff ist, wir dachten, es ist ein NATO-Schiff", sagte der Kapitän laut Dogan. "Wir haben nicht bemerkt, dass auf uns gefeuert wurde."

Zwischen Russland und der Türkei schwelt derzeit eine schwere diplomatische Krise, nachdem die Türkei am 24. November im syrisch-türkischen Grenzgebiet ein russisches Militärflugzeug abgeschossen hatte. Russland beschloss daraufhin eine Reihe von Sanktionen gegen die Türkei und warf der Regierung in Ankara unter anderem vor, im Bürgerkriegsland Syrien Öl-Geschäfte mit der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu machen.

(APA/dpa/Reuters)

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