Nach dem Abgasskandal will der deutsche Verkehrsminister, dass Autohersteller ihre Motorensoftware künftig offenlegen. VW hatte mithilfe einer Software Abgastests bei Millionen Dieselfahrzeugen manipuliert.
Wien. Als Konsequenz aus dem Abgasskandal bei Volkswagen will der deutsche Verkehrsminister, Alexander Dobrindt, die Prüfverfahren für alle großen Autohersteller verschärfen. „Offenlegung der Motorensoftware und staatliche Prüfstellen zur Nachkontrolle werden Teile eines umfassenden Maßnahmenpakets sein“, sagte der CSU-Politiker am Sonntag in Berlin.
Dobrindt bestätigte damit im Grundsatz einen Bericht der „Bild am Sonntag“. Außerdem sollen die Prüfer von TÜV und Dekra, die die Abgaswerte bei den Autoherstellern messen, nach Informationen des Blattes künftig regelmäßig ausgetauscht werden. Zusätzlich sollen staatliche Prüfstände zu Nachkontrollen eingesetzt werden. Das gehe aus den ersten Ergebnissen der von Dobrindt im September eingesetzten Untersuchungskommission hervor. Das Ministerium bestätigte, dass die Kommission ein Maßnahmenpaket im Zusammenhang mit zukünftigen Zulassungsverfahren erarbeite. Zu den weiteren Details wollte ein Sprecher nicht Stellung nehmen. VW hatte mithilfe einer Software Abgastests bei Millionen Dieselfahrzeugen manipuliert. Allein in Deutschland hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für insgesamt 2,4 Millionen Wagen einen verbindlichen Rückruf angeordnet, der Anfang 2016 starten soll.
Kritik an Dobrindt
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte die Ankündigungen Dobrindts. Er und die Bundesregierung seien an einer wirklichen Aufklärung des Abgasskandals und einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Bürger nicht interessiert, sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. So setze sich Deutschland in der EU unter anderem für die Aufweichung der bestehenden Stickoxidgrenzwerte für Neuwagen ein – statt für eine wirkliche Reform der Prüfverfahren.
Indes sieht VW-Markenchef Herbert Diess bereits eine Trendwende. „In Europa können wir die Trendwende bald schaffen, in den USA wird es nicht so schnell gehen“, sagte Diess in der Mitarbeiterzeitung „Inside VW“. „Ich glaube, dass wir die Krise meistern können“, betonte er. „Weltweit stehen wir mit begehrenswerten Modellen gut da, wir werden in einigen Regionen mit konjunkturellem Aufwind wieder ins Wachstum kommen.“ (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2015)