Sparprogramm: Kahlschlag bei Bank-Austria-Filialen

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PK: UNICREDIT BANK AUSTRIA / CERNKO(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Das Netz wird von 190 auf 120 Filialen verringert. Damit verbunden ist ein massiver Jobabbau, der aber ohne Kündigungen erfolgen soll. In Summe muss die Bank 300 Millionen einsparen.

Wien. Es waren beides nicht sonderlich rosige Optionen, die Mitte November von der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit offiziell auf den Tisch gelegt wurden: Entweder werde das defizitäre Geschäft mit Privatkunden in Österreich verkauft, oder es müsse mit drastischen Einschnitten restrukturiert werden. Seit Montagabend ist klar, dass das Horrorszenario von Betriebsrat und Wiener Management – der Verkauf – nicht kommen wird („Die Presse“ berichtete in einem Teil der Dienstagsausgabe).
Allerdings wird auch der Plan B, wie schon im Vorfeld erwartet, eine Zäsur für die Bank Austria bedeuten. Konkret soll das Filialnetz von derzeit 190 auf 120 Geschäftsstellen reduziert werden, erklärte Bank-Austria-Chef Willibald Cernko am Dienstagvormittag vor Journalisten. Dies sei notwendig, um das Sparprogramm von bisher 150 Millionen Euro bis 2018 auf 300 Millionen Euro zu verdoppeln. Wie viele Jobs dadurch wegfallen werden, wollte Cernko am Dienstag nicht beziffern.

Wie wird sich das verschärfte Sparprogramm also auf Kunden und Mitarbeiter auswirken? „Die Presse“ hat die Antworten.

1. Was bedeuten die Einschnitte im Filialnetz für die Kunden der Bank Austria?

Der Weg zur nächsten Bank-Austria-Filiale dürfte für viele Kunden künftig deutlich weiter werden. Denn mit der Reduktion um 70 Geschäftsstellen auf 120 fällt bis 2018 mehr als jede dritte derzeit bestehende Filiale weg. Wie stark die Reduktion wirklich ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit. Noch per Ende 2012 gab es hierzulande fast 300 Bank-Austria-Filialen, vor zehn Jahren waren es sogar noch etwa 400.

Allerdings habe sich seither auch das Kundenverhalten verändert, so Cernko. Dem will man durch einen Ausbau des Online-Auftritts sowie eine Aufwertung der verbleibenden Filialen Rechnung tragen. Diese sollen zum Teil zu sogenannten Schwerpunktfilialen ausgebaut werden, in denen auch Spezialisten für einzelne Themenbereiche zu finden sind. Grundsätzlich bedeutet die Reduktion im Filialnetz aber auch eine Verkleinerung des Angebots. „Im normalen Privatkundenbereich soll es nur noch jene Produkte geben, die bekannt und geübt sind. Also ein paar Kontopakete, ein paar Anlageprodukte und einige Finanzierungsalternativen“, so Cernko. Dadurch sollen die Prozesse optimiert und Kosten gespart werden. In Summe will die Bank Austria ihre Kosten-Ertrags-Relation von derzeit 80 auf 60 senken. Pro Euro Ertrag sollen künftig also nur mehr 60 Cent Kosten entstehen und nicht mehr 80 wie bisher.

2. Wie wirkt sich die deutliche Reduktion der Geschäftsstellen auf die Mitarbeiter aus?

„Es gibt ein Kosten-Ertrags-Ziel, aber kein Kopf-Ziel.“ Diesen Satz wiederholte Cernko am Dienstag mehrmals auf die Frage, wie viele Mitarbeiter von der Filialreduktion und der Kostensenkung um 300 Millionen Euro betroffen sein werden. Klar sei jedoch, dass rund 60 Prozent der Kosteneinsparungen im Personalbereich erfolgen werden – also etwa 180 Millionen Euro. Um diesen Betrag zu erreichen, müsste sich die Mitarbeiterzahl wohl um rund 1500 Personen reduzieren.

Derzeit arbeiten etwa 2500 Mitarbeiter direkt in den Filialen, weitere rund 1000 sind mit der Steuerung der Geschäftsstellen in der Zentrale betraut. In Summe beschäftigt die Bank Austria ungefähr 9000 Mitarbeiter. Einschnitte wird es laut Cernko aber in jedem Fall auch im Bank-Austria-Hauptquartier – und dort auch im Management – geben. „Wenn wir weniger Filialen haben, wird es auch in der Zentrale zu massiven Anpassungen kommen.“ Diese sollen jedoch ohne Kündigungen und auch ohne Golden-Handshake-Programme erfolgen. Stattdessen soll der Abbau vor allem durch natürliche Fluktuation und eine Flexibilisierung (mehr Teilzeitarbeit) möglich werden. So sollen etwa in den kommenden drei Jahren 800 Mitarbeiter pensioniert werden.

3. Welche anderen Sparmaßnahmen werden bei der Bank Austria ergriffen?

Neben den Einschnitten ins Filialnetz werden auch 3300 Mitarbeiter vom eigenen Bank-Austria-Pensionssystem ins ASVG-Pensionssystem überführt. Grund dafür ist, dass bisher sämtliche Pensionsansprüche in der Bilanz rückgestellt werden mussten. Aufgrund der Zinsschwankungen habe das eine hohe Volatilität erzeugt, so Cernko. Nun wird diese Rückstellung in Höhe von 2,1 Milliarden Euro aufgelöst. Die Bank selbst profitiert davon aber nicht. Einen Teil des Geldes muss sie nämlich an die Sozialversicherung überweisen – für die bisher bereits angefallenen Pensionsbeiträge. Der Rest muss dafür verwendet werden, den Mitarbeitern durch Einmalzahlungen Schlechterstellungen bei Pensions- oder Krankenversicherung abzugelten.

Laut Cernko gibt es für die Mitarbeiter dadurch keinerlei Nachteile gegenüber dem bisherigen System. Es sei vielmehr eine Einkehr von „Normalität“. Eine Einschätzung, die Betriebsratschef Adolf Lehner nicht vollständig teilen will. Dennoch zeigt sich auch der Arbeitnehmervertreter der Bank am Dienstag über die Absage des Verkaufs erleichtert. Die Änderungen bei den Pensionen seien eben der Preis, den man dafür habe bezahlen müssen, so Lehner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)

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