Herrengasse: Vergessene Kapelle eröffnet

Die Tore der kleinen Maria-Empfängnis-Kapelle in der Herrengasse wurden zumindest in der Vorweihnachtszeit wieder geöffnet.
Die Tore der kleinen Maria-Empfängnis-Kapelle in der Herrengasse wurden zumindest in der Vorweihnachtszeit wieder geöffnet.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Maria-Empfängnis-Kapelle in der Herrengasse wurde wieder geöffnet, die Restaurierung des Palais Batthyány schreitet voran.

Wien. Es ist nur eine kleine Glasscheibe, die den Blick auf eine nicht viel größere Kapelle freigibt. Und darauf, in welche Richtung sich die Herrengasse – geht es nach den Anrainern und Eigentümern der dort liegenden Palais – entwickeln soll. Nämlich als angenehme Alternative zum großen Trubel im Goldenen U – inklusive eines starken Bezugs zur eigenen Geschichte.

Dort, wo die Herrengasse stadtauswärts auf die Freyung trifft, wurde nämlich dieser Tage die lang im Verborgenen gelegene Maria-Empfängnis-Kapelle wieder öffentlich gemacht. 1703 wurde die Harra'sche Hauskapelle – die sich im Palais Harrach befindet – durch den Salzburger Fürsterzbischof Franz Anton Graf Harrach eingeweiht, unter Joseph II. wurde sie wieder geschlossen. Das Deckenfresko der kleinen Kapelle stammt übrigens von dem Salzburger Barockmaler Johann Michael Rottmayr.

Palais Batthyány fast fertig

Betreten kann man die Kapelle nicht. Sie ist aber vor allem abends durch die Glasscheibe gut sichtbar und bringt ein bisschen Ruhe in den, vor allem auf der Freyung herrschenden, Weihnachtstrubel. „Wir wollten den Wienern wieder ein bisschen etwas von ihrer Stadt geben“, heißt es dazu aus dem Büro der Immobilienfirma Amisola, die zur Wlaschek-Stiftung gehört und im Beisitz einiger Palais in und rund um die Herrengasse ist.

Die Wiedereröffnung der Hauskapelle ist aber ein nicht ganz uneigennütziges Projekt. Immerhin ist man unter dem Namen Palais, Palais gerade dabei, das Gebiet rund um die Herrengasse verstärkt als Palaisviertel zu präsentieren.

Deutlich wird das etwa durch die Sanierung des – vis-à-vis des Palais Harrach gelegenen – Palais Batthyány, in dem bis 2012 die Zeitung „Der Standard“ eingemietet war. Das Palais, in dem sich einst das Hofzahlamt, aber auch Weinschenken und das Hotel Klomser – das durch den Selbstmord Obersts Alfred Redl 1913 Berühmtheit erlangt hat – befunden haben, wird für Wohnungen und Geschäftslokale adaptiert. Die Vermarktung der Wohnungen (zwischen 50 und 200 m2) soll im Frühling beginnen.

Mit dem Modehaus Mothwurf ist bereits der erste Mieter eingezogen. Weitere Geschäfte sollen Anfang des Jahres folgen. Wer das sein wird, will Amisola noch nicht verraten. Nur so viel: Es sollen bewusst keine internationalen Ketten, sondern heimische Unternehmen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2015)

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