Die Türkei bat um Unterstützung. Als Hintergrund gilt das militärische Eingreifen Russlands in den Syrien-Konflikt.
Die Nato erfüllt die Bitte der Türkei nach zusätzlicher militärischer Unterstützung. Vertreter der 28 Bündnisstaaten beschlossen am Freitag in Brüssel eine verstärkte militärische Luftraumüberwachung durch Kampfjets und Awacs-Aufklärungsflugzeuge. Zudem soll die Präsenz von Nato-Marinekräften erhöht werden - unter anderem durch Übungen und Aufenthalte von Kriegsschiffen in türkischen Häfen.
Die Planungen für die zusätzliche Unterstützung der Türkei waren beim Nato-Außenministertreffen Anfang des Monats in Auftrag gegeben worden. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte damals, dass sie nicht in direktem Zusammenhang mit der jüngsten Eskalation der Spannungen zwischen der Türkei und Russland stünden. Zur Eskalation war es im November gekommen, als die türkische Luftwaffe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ein russisches Kampfflugzeug abschoss.
"Die Allianz ruft zu Besonnenheit, Diplomatie und Deeskalation auf", sagte Stoltenberg damals. Hintergrund des verstärkten Nato-Engagements in der Türkei sei die instabile Gesamtlage in der Region.
Großbritannien verlegt Jets nach Incirlik
Wer sich alles an dem verstärkten Nato-Einsatz für die Türkei beteiligt, ist nach Angaben aus Nato-Kreisen noch nicht abschließend geklärt. Großbritannien hatte bereits beim Ministertreffen angekündigt, Kampfflugzeuge auf den türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik zu verlegen. An den Nato-Marinekräften im östlichen Mittelmeer ist auch die deutsche Bundeswehr mit einer Fregatte beteiligt.
Zudem haben die USA bereits jetzt im Rahmen eines bilateralen Abkommens Abfangjäger in der Türkei stationiert, um die Luftabwehr des Landes zu stärken.
Die USA und Deutschland hatten eigentlich geplant, ihre militärische Unterstützung für die Türkei zurückzufahren und im Sommer den Abzug ihrer "Patriot"-Raketenabwehrsysteme eingeleitet. Derzeit ist nur noch eine spanische "Patriot"-Batterie einsatzbereit.
Bereits beim Nato-Verteidigungsministertreffen im Oktober hatte Nato-Generalsekretär Stoltenberg klargemacht, dass die Nato bei Bedarf sogar Truppen zum Schutz des Bündnisgebietes in die Türkei schicken würde. Der türkische Verteidigungsminister Vecdi Gönül bat damals aber konkret um Unterstützung bei der Luftabwehr.
Als Hintergrund gilt das militärische Eingreifen Russlands in den Syrien-Konflikt. Dieses wird von der Regierung in Ankara sehr kritisch gesehen, da Russland im Gegensatz zu der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat gleichzeitig auch den syrischen Machthaber Bashar al-Assad unterstützt.
Die Türkei wirft Russland unter anderem vor, auch die in der Grenzregion lebenden Turkmenen zu bombardieren. Die Türkei versteht sich als Schutzmacht dieser Minderheit. In der Nato sehen manche Länder den Abschuss des russischen Kampfflugzeugs auch in diesem Zusammenhang und nicht allein als Reaktion auf eine Luftraumverletzung.
(APA/dpa)