Erste Bank: Brokerjet: Chaos prolongiert

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Immer noch warten verärgerte Brokerjet-Kunden auf den Übertrag ihrer Wertpapiere. Die Bank verspricht Schadensregulierung.

Wien. „Weitere zwei Wochen sind ins Land gezogen, ohne dass sich etwas bewegt hätte. Mittlerweile werden nicht einmal mehr Urgenz-E-Mails beantwortet.“ Dieser Statusbericht erreichte kürzlich die „Presse“. Ja, es geht immer noch um das Chaos rund um die Einstellung des Onlinebrokers Brokerjet. Zwölf Wochen warte er nun schon auf den Übertrag seiner Wertpapiere aufs neue Depot, sagt ein Anleger. Ein anderer rechnet vor, er komme wohl auf knapp dreieinhalb Monate.

Die seit Ende November geschlossene Online-Plattform der Erste Bank erlaubt nur noch Verkäufe. Und manchmal nicht einmal das: In einem Fall wurde die Übertragung zwar (nach etwa neun Wochen) vollzogen, dabei verschwanden aber ein paar Positionen. Auf einem anderen Depot sei die Verschmelzung eines Fonds nicht nachvollzogen worden, erfuhr „Die Presse“. Dieser Fonds sei nun bereits seit vier Wochen nicht handelbar.

Das Chaos könnte Methode haben, meinen manche Betroffenen. Vielleicht hoffe die Bank, Kunden würden aufgeben und ihre Wertpapiere verkaufen, sodass sich der Übertrag erübrige. Aber auch ohne das zu unterstellen, ist das Bild verheerend. Offenbar hat man mit weitaus weniger Übertragungen gerechnet und gehofft, viel mehr Kunden würden das (noch nicht voll ausgebaute) hausinterne Alternativangebot annehmen.

Bank will „nicht doppelt investieren“

„Zur Durchlaufzeit der Überträge kann keine verbindliche Aussage getroffen werden“, heißt es auf „Presse“-Anfrage seitens der Bank. „Wir haben uns aber bemüht, auf der Website die Komplexität des Vorgangs mit all den involvierten Parteien darzustellen und bitten um Verständnis, dass es noch etwas dauert.“ Jeder angemeldete Schadensfall werde ernst genommen, „bei berechtigten Ansprüchen stellen wir die Schadensregulierung sicher“. Verfügbarkeit sei im Übrigen gewährleistet: Papiere verkaufen könne man – und kaufen beim neuen Broker (wofür man dort aber zusätzlich Geld erlegen müsste, Anm.).

Aber warum wurde die Plattform überhaupt geschlossen? Wegen regulatorischer Anforderungen (Mifid II) hätte die Bank sehr viel in das in die Jahre gekommene System investieren müssen, heißt es dazu, man wolle aber die neue Plattform George erweitern und „keine doppelten kostenintensiven Investitionen tätigen“. Detail am Rand: Auch wegen verrechneter Übertragungsspesen gibt es Zoff. Dazu will die Bank sich nicht äußern, die rechtliche Prüfung laufe gerade. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2015)

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