Grünen-Mitbegründerin Freda Meissner-Blau gestorben

Freda Meissner-Blau im Jahr 2011.
Freda Meissner-Blau im Jahr 2011.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die grüne "Galionsfigur" ist am Dienstagabend im Alter von 88 Jahren gestorben. Sie verhalf den Grünen 1986 zum Einzug ins Parlament.

Freda Meissner-Blau, einstige "Galionsfigur" der österreichischen Grünbewegung, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Sie starb am Dienstagabend im privaten Kreis, hieß es seitens ihrer Familie.

Meissner-Blau verhalf den Grünen 1986 zu ihrem ersten Einzug ins Parlament, zuvor hatte sie auch für die Bundespräsidentschaft kandidiert. Schon 1988 kehrte sie der aktiven Politik den Rücken, meldete sich aber immer wieder zu Wort. 1999 musste sie sich einer Herztransplantation unterziehen.

Kandidatur bei Bundespräsidentenwahl

Freda Meissner-Blau stammt aus einer altösterreichischen Offiziers- und Industriellenfamilie. Geboren am 11. März 1927 in Dresden, führten sie die Schrecken des Hitler-Regimes, ihr eigenes Flüchtlingsschicksal, wachsende Naturzerstörung und Aufrüstung schon früh als Aktivistin und Publizistin in die Friedens- und Umweltbewegung. Neben ihren verschiedenen beruflichen Tätigkeiten in Österreich lebte und arbeitete sie lange Jahre in Frankreich - dort als Befürworterin der Nuklearenergie allerdings noch in der Atomindustrie - und in Afrika.

Durch die Erkenntnis der Probleme der Endlagerung von atomaren Rückständen diesbezüglich geläutert, erwarb sich Meissner-Blau erste Bekanntheit durch ihren Kampf gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf, der 1978 durch eine Volksabstimmung zugunsten der Atomgegner entschieden wurde. Im Winter 1984/85 stand sie an der Spitze des Widerstandes gegen die Zerstörung der Hainburger Au. 1986 trat sie bei der Bundespräsidentenwahl gegen Kurt Waldheim und Kurt Steyrer an, errang mit 5,5 Prozent der Stimmen nicht nur einen Achtungserfolg, sondern zwang die beiden Mitbewerber auch zu einer Stichwahl.

Erster weiblicher Parlamentsklubchef

Unter dem Listennamen der Spitzenkandidatin "Freda Meissner-Blau" errangen die Grünen dann bei den Nationalratswahlen im Herbst 1986 acht Mandate. Die grünen Neoparlamentarier wählten Meissner-Blau zu ihrer Klubobfrau. War sie schon nicht die erste Frau gewesen, die für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte - dieses Verdienst trägt Ludovica Hainisch, die bereits 1951 antrat -, so wurde sie zumindest der erste weibliche Parlaments-Klubchef.

Im November 1988 überraschte Freda Meissner-Blau nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch ihre eigene Fraktion mit ihrem Rückzug aus der Politik. Sie argumentierte damals damit, ihr Ziel erreicht zu haben und nun Platz für andere machen zu wollen. Tatsächlich hatte ihre Entscheidung, aus dem Nationalrat auszuscheiden, auch ihre Ursachen in handfesten Meinungsverschiedenheiten zwischen ihr und anderen Protagonisten der Grünen Alternative.

Herztransplantation im Jahr 1999

Immer wieder meldete sich Meissner-Blau danach zu Grün-Interna zu Wort, etwa 2008, als sie ihrer Nachfolgerin Eva Glawischnig im Streit mit Johannes Voggenhuber öffentlich den Rücken stärkte. Auch als Kritikerin von Glawischnigs Vorgänger Alexander Van der Bellen und dessen Abkehr von "urgrünen Themen" tat sie sich damals hervor.

Meissner-Blau überstand nicht nur einen schweren Autounfall, sondern musste sich 1999 auch einer Herztransplantation unterziehen. "So nah am Tod vorbeistreifen, eigentlich anstreifen, hat mich leben gelehrt", meinte Meissner-Blau danach. In einem "Presse"-Interview erklärte sie auch, warum sie die Transplantation ursprünglich abgelehnt hatte. Anlässlich ihres 85. Geburtstags gab sie sich im APA-Interview noch vital und kämpferisch. "Eigentlich bin ich ja überfällig", sagte sie, doch "ich lebe noch immer gerne".

Worum es ihrer Ansicht nach im Leben geht, schrieb sie in ihren im Vorjahr erschienenen Lebenserinnerungen. "Meine einzige Antwort ist: Das Leben. Das Leben selbst hat doch so viel Sinn." Sie selber spiele in der Geschichte keine Rolle, "wir alle fallen dem Vergessen anheim", so Meissner-Blau. "Ich denke, atmosphärisch hinterlassen wir etwas, nicht de facto."

(APA)

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