Damaskus: Tod von Rebellenchef stoppt Abzug von IS-Kämpfern

Zahran Alloush (Mitte)
Zahran Alloush (Mitte)(c) REUTERS (Bassam Khabieh)
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Zahran Alloush soll bei einem Luftangriff ums Leben gekommen sein - angeblich durch eine russische Rakete. Der Abzug tausender IS-Kämpfer und Zivilisten aus Damaskus wurde in der Folge abgebrochen.

Die radikal-islamischen Rebellen in Syrien haben einen ihrer wichtigsten Anführer verloren. Die syrische Armee bestätigte am Freitag, Zahran Alloush, der Chef der einflussreichen Miliz Jaysh al-Islam, sei bei einem Luftangriff in einem Vorort von Damaskus ums Leben gekommen. Von Seiten der Rebellen hieß es, Alloush sei durch russische Raketen getötet worden.

Der Tod Alloushs hat dazu geführt, dass eine nur kurz zuvor getroffene Vereinbarung über den "Abzug" tausender Kämpfer der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aus mehreren Vierteln von Damaskus abgebrochen wurde. Die Busse, die die Kämpfer aus der syrischen Hauptstadt bringen sollten, seien leer wieder abgefahren, hieß es am Samstag aus Verhandlungskreisen. 

Die Vereinbarung sah vor, dass rund 4000 Menschen am Samstag das palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk und die benachbarten Viertel Al-Kadam und Hadjar al-Aswad verlassen sollten. Unter ihnen sollten neben Zivilisten auch rund 2000 Islamisten sein, die meisten davon IS-Kämpfer, aber auch Mitglieder des Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra-Front.

UN-Vermittler Staffan de Mistura will ungeachtet der jüngsten Ereignisse am 25. Jänner in Genf eine neue Runde der Friedensgespräche abhalten.

Tod von Alloush könnte Assad stärken

Laut Beobachtern könnte der Tod des 44-Jährigen dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad den Rücken stärken für die anstehenden Friedensgespräche mit der Opposition. Neben Alloush, dessen voller Name Mohammed Zahran Abdullah Alloush lautete, seien fünf weitere Anführer getötet worden, hieß es in Oppositionsmedien. Den Rebellen zufolge erfolgte der Angriff während eines Treffens im Hauptquartier der Gruppe in al-Ghouta, einem Vorort der syrischen Hauptstadt.

Wenige Stunden nach Alloushs Tod sei Abu Hammam al-Buwaidani zu seinem Nachfolger ernannt worden, hieß seitens der Rebellen laut Nachrichtenagentur Reuters. Die Familie des 40-Jährigen soll enge Verbindungen zu den Muslimbrüdern unterhalten.

Schuld an Anschlägen in Damaskus im Juli 2012?

Alloush war Sohn eines salafistischen Predigers. Er verbrachte mindestens zwei Jahre in syrischen Gefängnissen, bevor er im Juni 2011 im Rahmen einer Generalamnestie freikam. Er schloss sich dem bewaffneten Aufstand gegen Assad an und vereinte 2013 mehrere Rebellengruppen unter dem Banner von Jaysh al-Islam (Armee des Islam). Er wird unter anderem für die Anschläge in Damaskus im Juli 2012 verantwortlich gemacht, bei denen Verteidigungsminister Dawoud Rajiha und ein Schwager von Assad getötet wurden.

Jaysh al-Islam gilt als die größte und am besten organisierte Rebellengruppe bestehend aus Islamisten und Salafisten. Die Miliz mit tausenden Kämpfern kontrolliert die Region Ost-Goutha, über die die Truppen von Assad wieder die Kontrolle bekommen wollen. Saudi-Arabien soll die Rebellen finanziell unterstützen. Jaysh al-Islam bekämpft sowohl das syrische Regime wie auch die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

Die Gruppierung gehörte außerdem zu den Oppositionsgruppen, die kürzlich in Riad an einer Konferenz teilnahmen, um neue Friedensgespräche vorzubereiten. Im Jänner sollen unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen Gespräche zwischen Regierung und Opposition über einen politischen Übergang beginnen.

Negative Auswirkungen auf Friedensgespräche befürchtet

Der Experte Aron Lund glaubt jedoch, Alloushs Tod könnte nicht nur seine Bewegung schwächen, sondern sich auch negativ auf die Friedensgespräche auswirken: "Extremisten wie Alloush müssen an den Verhandlungen beteiligt werden, nur so sind sie glaubwürdig", sagte Lund.

Russland, ein enger Verbündeter Assads, fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien, die nach Angaben aus Moskau vor allem dem IS gelten sollen. Seither wurden aber auch zahlreiche Anführer von Rebellengruppen getötet. Kritiker werfen Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, mit den Luftangriffen vor allem Rebellengruppen zu bekämpfen, um der syrischen Regierung Vorteile zu verschaffen.

(APA/Reuters)

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