Der Bewegungsmelder am Ort, wo die Sonne nie scheint

Leere WC-Papier-Rolle
Leere WC-Papier-Rolle Die Presse
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Der demütigende Moment, wenn das Licht gerade in einer sehr angespannten Situation ausgeht.

„Stell dir vor, es geht das Licht aus“, sang Paul Hörbiger in „Hallo Dienstmann“. Eine romantische Situation würde daraus erwachsen, schwang sublim mit, und ließ in den Köpfen der Zuhörer das entsprechende Bild entstehen. Dumm nur, dass das Licht oft in ganz anderen Situationen ausgeht, die mit Kuscheln und Zweisamkeit nur bedingt zu tun haben. In Toiletten von Lokalen zum Beispiel, deren Betreiber Bewegungsmelder installiert haben. Und plötzlich, stell dir vor, geht das Licht aus. Es gehört zu den entwürdigendsten Ritualen, es dann wieder in Gang zu bringen. Da wird mit den Händen gewachelt, Arme in alle möglichen Positionen gebracht, vielleicht erhebt man sich sogar ein bisschen. „Es werde Licht“, möchte man herausbrüllen, doch der Bewegungsmelder hört dich nicht schreien.

Es sind die gleichen bösartigen Apparaturen, die auch in Händetrocknern eingebaut werden. Die feuchten Finger führen wahre Balzrituale auf, um das Gerät zur Herausgabe warmer Luft zu stimulieren. Bläst es dann endlich aus dem Teufelswerk, wagt man die Hände ein wenig in eine andere Position zu bringen, und schon versiegt das Lüftchen auch schon wieder. Vermutlich sitzt irgendwo hinter dem Spiegel ein eigens engagierter Mitarbeiter, der das Gerät händisch steuert und eine höllische Freude daran hat, die Besucher mit dem scheinbaren Bewegungsmelder zu foppen.

Ein kleiner Moment der Demütigung ist es aber auch, wenn man auf einer fancy Flughafentoilette die feuchten Finger unter das violett leuchtende Zeichen mit zwei Händen hält – und nichts passiert. Schon möchte man das Bewegungsmelderlamento anstimmen, als der freundliche Herr mit dem Wischmopp darauf hinweist, dass das kein Föhn ist, sondern ein – sehr hübsch beleuchtetes – Fach zur Entnahme von Handtüchern. Könnte dann schnell das Licht ausgehen, bitte?


E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2015)

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