Die Terrormiliz soll vor allem ausländische Kämpfer, die als Spione enttarnt worden waren, exekutiert haben.
Washington/Damaskus. Seit Ausrufung ihres „Kalifats“ vor 18 Monaten soll der sogenannte Islamische Staat (IS) 420 Mitglieder aus den eigenen Reihen ermordet haben. So berichtet es die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London am Dienstag. Es seien auch IS-Mitglieder getötet worden, die versucht hatten, aus dem Gebiet der Terroristen zu fliehen.
Zudem habe der IS mindestens 2000 Zivilisten umgebracht. Menschenrechtsbeobachter berichten, die Menschen seien entweder erschossen, von hohen Gebäuden gestoßen, gesteinigt oder enthauptet worden. Unter den getöteten Zivilisten seien 106 Frauen und 77 Kinder. Zudem hätten die Terroristen des IS mindestens 1020 gefangene Kämpfer des Regimes von Bashar al-Assad und 253 gefangene Rebellen umgebracht. Insgesamt starben im seit 2011 tobenden syrischen Bürgerkrieg nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 250.000 Menschen.
Unterdessen erbeuteten US-amerikanische Spezialeinheiten in Syrien Dokumente des IS, die Regeln für den Umgang mit versklavten Frauen und Mädchen festlegen. Insgesamt 15 Verhaltensregeln gehen aus dem Regelwerk hervor. Die Regeln betreffen etwa das Verhalten, wenn zwei Männer eine gemeinsame Sklavin besitzen. In dem Dokument ruft der IS jedoch auch zu einem „menschlicheren“ Umgang mit den versklavten Frauen und Mädchen auf. Die Frauen sollten demnach nicht erniedrigt und nicht an Männer verkauft werden, die für einen besonders grausamen Umgang mit Sklavinnen bekannt sind.
Eigene Sklavenbehörde
Die UNO hatte dem IS zuvor vorgeworfen, tausende Frauen und Mädchen vergewaltigt und entführt zu haben. Teilweise seien die Mädchen gerade einmal zwölf Jahre alt gewesen. Vor allem im Norden des Irak sollen massenweise Mädchen missbraucht und versklavt worden sein. Viele wurden Kämpfern zum Geschenk gemacht oder ihnen als Sexsklavinnen verkauft. Im IS-Gebiet im Irak gibt es sogar eine eigene Verwaltungsbehörde, die für die Verteilung der Sklavinnen zuständig ist. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2015)