IS-Terror: Noch mehr Verdächtige

 In Salzburg (Bild: Haftanstalt Puch-Urstein) sitzen sechs Männer, die als Flüchtlinge eingereist sind, unter Terrorverdacht in U-Haft.
In Salzburg (Bild: Haftanstalt Puch-Urstein) sitzen sechs Männer, die als Flüchtlinge eingereist sind, unter Terrorverdacht in U-Haft.(c) APA/BARBARA GINDL
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Schon acht Männer, die als Flüchtlinge nach Österreich kamen, sitzen wegen Terrorverdachts in U-Haft. Vier davon hatten offenbar Kontakte zu einem Paris-Attentäter.

Wien. Die offiziellen Stellen informieren die Öffentlichkeit verspätet und nur sehr vage. „Verschlusssache, kein Kommentar“, heißt es ausweichend. Gemeint sind jene Terrorverdächtigen, die als Flüchtlinge getarnt nach Österreich gekommen sind. Mittlerweile sind es schon acht Personen. Sechs sitzen in Salzburg in U-Haft, zwei in Graz.

Die Entwicklung in den vergangenen Wochen: Mitte Dezember wurde bekannt („Die Presse“ berichtete), dass zwei in der Salzburger Haftanstalt Puch-Urstein festgehaltene Verdächtige gemeinsam mit einem der Paris-Attentäter der Anschlagsserie vom 13. November in den Schengen-Raum eingereist sind. Diese beiden Männer, laut „Presse“-Recherchen ein 28-jähriger Algerier und ein 34-jähriger Pakistani, hatten sich vor ihrer Verhaftung in einem Salzburger Flüchtlingsquartier aufgehalten. Die Staatsanwaltschaft Salzburg bestätigte schließlich unter medialem Druck die U-Haft und die Prüfung möglicher Zusammenhänge mit den Paris-Attentaten.

Am Montag erfolgte auf Anfrage der Austria Presse Agentur eine weitere Bestätigung. Demnach gibt es noch zwei Männer, die zuletzt in einer Salzburger Flüchtlingsunterkunft verhaftet wurden und nunmehr wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in U-Haft sitzen. Mehr wurde nicht bekannt gegeben. Wie gehabt: „Verschlusssache“.

Es dürfte sich bei diesem Duo ebenfalls um Männer handeln, die Kontakt zu einem der Paris-Attentäter gehabt haben könnten. Offenbar sind auch diese beiden Männer gemeinsam mit diesem Attentäter am 3. Oktober mit falschen Pässen über die griechische Insel Leros in den Schengen-Raum eingereist. Zur Erinnerung: Bei den November-Anschlägen in Paris schlugen IS-Terroristen in drei Teams zu, 130 Menschen starben, 352 wurden zum Teil schwerst verletzt; sieben Täter starben noch in der Terrornacht, ein achter einige Tage danach. Bezüglich etwaiger Hintermänner oder Helfer wird nach wie vor ermittelt.

Zwei junge Syrer und ein Brüderpaar

Zurück nach Österreich: Außer den nunmehr vier Verdächtigen, die Kontakt mit einem der Paris-Attentäter gehabt haben könnten (bei diesem handelt es sich wohl um ein Mitglied jener Gruppe, die vor dem Stade de France zuschlug), gibt es noch zwei junge Syrer, die bereits seit Monaten in Salzburg in U-Haft sitzen. Diese beiden sollen auch für die Terrormiliz IS gekämpft haben. Sie bestreiten dies aber. Hinweise auf eine Verbindung zu den Paris-Attentaten existieren hier nicht. Dieses Duo war ebenfalls in einer Salzburger Unterkunft für Flüchtlinge festgenommen worden.

Und auch in Graz sitzen seit Mitte Dezember zwei Verdächtige – zwei Brüder aus Syrien – wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und auch wegen versuchten Mordes, begangen als terroristische Straftat, in U-Haft. Einer der beiden soll für den IS gekämpft haben, der andere für die islamistische Miliz Ahrar al-Sham. Die beiden, 16 und 18 Jahre alt, wurden in einer Flüchtlingsunterkunft in Lebring (Bezirk Leibnitz) festgenommen. In diesen Fällen kam der Hinweis auf die Verdächtigen aus Deutschland. Ein weiterer (älterer) Bruder der beiden wird ebendort gerichtlich verfolgt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2016)

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