Nordkorea verkündet Test einer Wasserstoffbombe

Ein TV-Sender in Seoul berichtet über den Atomtest Nordkoreas
Ein TV-Sender in Seoul berichtet über den Atomtest Nordkoreas APA/AFP/JUNG YEON-JE
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Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge erstmals eine Wasserstoffbombe getestet. Japan und Südkorea drohen mit Konsequenzen. Der UNO-Sicherheitsrat hat eine Dringlichkeitssitzung einberufen.

In der Nacht auf Mittwoch ist es in Nordkorea zu einem leichten Erdbeben gekommen. Der Erdstoß erreichte nach unterschiedlichen Angaben von Erdbebeninformationszentren in Südkorea, China, den USA und Europa eine Stärke zwischen 4,9 und 5,2 auf der Richter-Skala. Sogleich kamen Spekulationen auf, ob die Regierung in Pjöngjang möglicherweise einen Atomtest durchgeführt hat, immerhin hatte sie im Vorfeld eine "größere Mitteilung" angekündigt. Gegen halb fünf Uhr früh folgte sie: Das Land, angeführt von Staatschef Kim Jong-un, vermeldete die erfolgreiche Durchführung eines Tests einer Wasserstoffbombe. "Wir sind jetzt eine Atommacht, die ebenfalls eine Wasserstoffbombe hat", stand in einer Erklärung.  

Es habe sich bei dem Test um eine "strategische Entscheidung" von Kim Jong-un gehandelt, berichtete das Staatsfernsehen. Und: Nordkorea werde seine Atom-Kapazitäten weiter ausbauen. Solange die Rechte des Landes geachtet würden, würden aber keine Atomwaffen eingesetzt, hieß es. Vielmehr gehe es allein um Selbstverteidigung. Solange die USA ihre feindliche Politik gegenüber Nordkorea nicht aufgeben würden, werde das Land auch sein Atomprogramm nicht beenden.

Sollten die Angaben tatsächlich zutreffen, hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht. Zwischen 2006 und 2013 hatte das stalinistisch geführte Land drei herkömmliche Atomtests unternommen, auf die der UN-Sicherheitsrat jeweils mit neuen Strafmaßnahmen reagiert hatte.

Südkorea droht mit Sanktionen, EU sieht Frieden gefährdet

Die südkoreanische Regierung berief umgehend eine Dringlichkeitssitzung ein. Präsidentin Park Geun Hye drohte dem Nachbarn mit neuen Sanktionen. Ihre Regierung werde sicherstellen, dass Nordkorea einen entsprechenden Preis für seinen Atomtest zahlen werde, betonte sie. Damit scheint die Zeit der "Entspannung" zwischen den beiden Ländern passé: Zwischen dem kommunistischen Nordkorea und dem demokratischen Südkorea herrscht seit Jahrzehnten formell noch Kriegszustand. Ende November hatten beide Länder jedoch erklärt, einen neuen Anlauf zur Entspannung nehmen zu wollen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am Mittwoch sogleich eine Dringlichkeitssitzung einberufen. "Auch wenn wir zur Zeit noch nicht bestätigen können, dass ein Test durchgeführt wurde, verurteilen wir jegliche Verletzung der UN-Resolutionen und rufen Nordkorea erneut auf, sich an internationale Vereinbarungen zu halten", sagte eine Sprecherin.

Auch die Regierung in Japan verurteilte den Test scharf. "Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes", sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe. Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, forderte Pjöngjang indes auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und seine Atomwaffen aufzugeben. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ortete in dem Test eine "neuerliche eklatante Verletzung der Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates und eine Brüskierung der internationalen Staatengemeinschaft". Auch die USA, Russland und Frankreich übten heftige Kritik.

Sollte sich die Zündung einer Wasserstoffbombe bestätigen, wäre diese Aktion ein "eine Bedrohung des Friedens und der Sicherheit der gesamten nordostasiatischen Region", sagte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini.

Auf einen Blick

Atombomben werden mit Plutonium oder Uran hergestellt. Bei einer Wasserstoffbombe verschmelzen unter anderem Deuterium und Tritium, schwere Isotope des Wasserstoffs, zu Helium. Ihre Sprengkraft ist um ein Vielfaches höher als die einer Atombombe. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte im vergangenen Monat angedeutet, sein Land besitze eine Wasserstoffbombe. Nun vermeldete das Staatsfernsehen den erfolgreichen Test einer solchen Bombe.

(APA/Reuters/AFP/dpa/Red.)

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