Die USA und Südkorea fordern strenge Sanktionen gegen Pjöngjang. Experten warnen vor einem Konflikt in der ganzen Region.
Nach dem neuen Atomtest in Nordkorea wollen sich die USA zusammen mit Südkorea und Japan für eine geschlossenes Vorgehen der Weltgemeinschaft gegen das isolierte Regime in Pjöngjang einsetzen. US-Präsident Barack Obama und die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye wollen für die Annahme einer Resolution des UN-Sicherheitsrats eng zusammenzuarbeiten, die harte Sanktionen gegen Nordkorea vorsehen soll.
Bei einem Telefongespräch am Donnerstag vereinbarten die beiden Staatschefs nach Angaben aus Seoul, dass Nordkorea "den angemessenen Preis" für seinen Atomtest bezahlen müsse - es ist der erste derartige Test seit 2013. Obama habe die Notwendigkeit unterstrichen, dass Nordkorea mit den "stärksten und umfassendsten Sanktionen" bestraft werden müsse. Er werde eng mit Südkorea zusammenarbeiten, um dieses Ziel zu erreichen.
Seoul: "Militär in Alarmbereitschaft"
In einer ersten Machtdemonstration haben die USA zwei atomwaffentaugliche B2-Stealth-Bomber über Südkorea eingesetzt. Dass die USA ihre taktischen Atomraketen wieder in Südkorea stationieren, die sie 1991 dort abgezogen haben, ist nicht wahrscheinlich. Die US-Regierung sei in ihrer militärischen Reaktion eingeschränkt, sagte der Militärexperte Anthony Cordesman vom Center for Strategic and International Studies in Washington. "Jede Eskalation in dieser Region, jede Überreaktion kann leicht zu einem Konflikt nicht nur zwischen Süd- und Nordkorea führen, sondern auch China, die USA und Japan in eine Konfrontation ziehen."
Südkorea selbst, das seit Ende des Korea-Krieges (1950 bis 1953) formell noch immer im Kriegszustand mit dem Norden ist, erklärte, es strebe nicht nach eigenen atomaren Abschreckungsmitteln. Die Regierung gab sich aber kampfbereit. "Unser Militär ist in Alarmbereitschaft", erklärte der nationale Sicherheitsberater Cho Tae-yong. "Sollte Nordkorea provozieren, wird es dafür hart bestraft werden."
Propaganda-Beschallung an Grenze
Südkorea will auch wieder die Propaganda-Maschinerie anwerfen und kündigte an, von Freitag an werde der Norden mit Lautsprechern von der entmilitarisierten Zone zwischen beiden Staaten aus beschallt. Der Atomtest sei ein "schwerer Verstoß" gegen das innerkoreanische Abkommen, das im August erzielt worden sei, erklärte das Präsidialamt. Damals hatten beide Länder Entspannungsschritte vereinbart, in deren Zuge Südkorea seine Beschallung mit einer Mischung aus Nachrichten und Popmusik einstellte.
Seoul kündigte am Donnerstag außerdem an, den Zugang zum gemeinsam mit Nordkorea betriebenen Industriekomplex Kaesong einzuschränken. Aus Sicherheitsgründen dürften nur noch Südkoreaner mit direkten Geschäftsinteressen in Kaesong in das innerhalb Nordkoreas gelegene Industriegebiet reisen, sagte ein Vertreter des Wiedervereinigungsministerium in Seoul. In Kaesong arbeiten etwa 53.000 Nordkoreaner für rund 120 südkoreanische Firmen. Der Komplex ist für Nordkorea eine wichtige Devisenquelle.
USA: Zweifel über Wasserstoffbombe
Die US-Regierung hegt Zweifel, dass es sich - wie von Nordkorea angegeben - um die erste Explosion einer Wasserstoffbombe gehandelt hat, die noch weitaus zerstörerischer wirkt als herkömmliche Atombomben. Doch selbst wenn Nordkorea lediglich eine Atombombe gezündet hat, verstößt die Führung in Pjöngjang damit gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates. Dieser verurteilte den Test in einer Dringlichkeitssitzung einstimmig und kündigte rasche Schritte an. Auch China, engster Verbündeter Nordkoreas, reagierte besorgt auf den Atomtest und forderte am Donnerstag, die Gespräche zwischen den beiden koreanischen Staaten, China, Japan, den USA und Russland müssten wieder aufgenommen werden.
(APA/Reuters/dpa/AFP)