Rudolf Hundstorfer hätte nur allzu gerne die Nachfolge Heinz Fischers angetreten. Doch der 64-Jährige ist am Weg in die Hofburg mindestens so sehr über sich selbst wie über die äußeren Umstände gestolpert. Galt die Leutseligkeit als sein Atout in der Präsidentschaftskampagne, zeigte sich der vormalige ÖGB-Präsident während der vergangenen Wochen in der Regel gehemmt bis mürrisch. Nun bekam er die Rechnung präsentiert: Der frühere SPÖ-Sozialminister blieb unter allen Erwartungen.
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Das Problem an der Sache: Hundstorfer sprach im Wahlkampf zwar ständig davon, der routinierte Vermittler zu sein, nur entsprach diese Rolle weder dem gerade tobenden Zeitgeist, noch konnten sich die Österreicher einen missmutig schauenden Wiener als brillanten Streitschlichter vorstellen. Hundstorfers schlechte Laune zog auch die Partei mit nach unten. Selten hat man die SPÖ weniger enthusiastisch laufen sehen, und das bei einem Kandidaten, der in der Partei kaum Feinde hat.
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Seinen unrühmlichen Abgang von der großen Polit-Bühne hat sich der an sich sehr umgängliche Hundstorfer eigentlich nicht verdient. Aus finanzschwachen Verhältnissen arbeitete er sich im Wiener Rathaus vom Kanzleimitarbeiter bis zum Chef der Gemeindebediensteten-Gewerkschaft hoch, ohne die in Wien bis heute so gut wie gar nichts gut. Nebenbei enterte er die Spitze des Gemeinderats und turnte sich im ÖGB an die Spitze, als nach dem BAWAG-Debakel niemand so recht wollte. (Bild: Verzetnitsch und Hundstorfer)
Diese größte Krise des Gewerkschaftsbunds wurde auch dank Hundstorfer übertaucht, er selbst galt als der große Retter, sein Wechsel ins Sozial- und Arbeitsministerium war die fast schon logische Folge. Dort profitierte Hundstorfer zunächst von den guten Daten am Arbeitsmarkt und schaffte ohne Aufstand eine gar nicht so kleine Pensionsreform. Dass unter ihm die Ausbildungsgarantie in die Wege geleitet wurde, sollte im Wahlkampf der große Bringer sein. Die Rekord-Arbeitslosigkeit und das generell schlechte Image der Regierung wogen jedoch schwerer.
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Welchen Weg Hundstorfer jetzt einschlägt, wird sich wohl nicht mehr am Wahlabend klären. In den Ruhestand treten will der in zweiter Ehe verheiratete Vater einer Tochter keinesfalls. Als Option gilt eine größere Rolle im SPÖ-Pensionistenverband, womit Hundstorfer weiter ein gewichtiger Faktor in der Politik bliebe. Auch im Nahbereich der Stadt Wien wird immer wieder einmal der ein oder andere schöne Posten frei, den man dem verdienten Kommunalpolitiker zukommen lassen könnte.
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Zur Person: Rudolf Hundstorfer, geboren am 19. September 1951 in Wien, zum dritten Mal verheiratet, eine Tochter und zwei Stiefkinder, beruflich als Kanzleibediensteter und Verwaltungsbeamter tätig.
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Politischer Werdegang: 1967 Jugendvertrauensmann, ab 1976 freigestellter Personalvertreter, Abgeordneter des Wiener Landtags und Gemeinderats von 1990-2007, dabei Vorsitzender des Gemeinderats von 1995-2007, ab 2001 Geschäftsführender Vorsitzender der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, 2003 GdG-Vorsitzender, 2006 ÖGB-Präsident, ab 2008 Sozialminister.
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Rudolf Hundstorfer: Der unbelohnte Krisenmanager
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