Köln: Polizei löst Pegida-Demo auf

Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein.
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein. REUTERS
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Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, nachdem sie mit Flaschen und Böllern beworfen worden war. Nach den Übergriffen der Silvesternacht gibt es schon fast 400 Anzeigen.

Nach Würfen mit Flaschen und Böllern hat die Polizei in Köln am Samstag eine Demonstration von Rechtsextremisten und Pegida-Anhängern aufgelöst. Aus der Menge von etwa 1.700 Demonstranten seien immer wieder Gegenstände und Pyrotechnik auf die Beamten geworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Die Polizei setzte schließlich Wasserwerfer ein. Ganz in der Nähe protestierten gleichzeitig mehr als 1.300 Menschen überwiegend friedlich gegen Rassismus und Sexismus. Hintergrund beider Demonstrationen waren die massiven sexuellen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in der Domstadt.

Teilnehmer der Pegida-Kundgebung trugen Plakate mit Parolen wie "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) oder "Rapefugees not welcome", eine Wortkonstruktion aus den englischen Bezeichnungen für Vergewaltigung und Flüchtling. Zahlreiche Männer waren anhand von Tätowierungen etwa von eisernen Kreuzen als Anhänger der rechten Szene zu erkennen. Viele Pegida-Anhänger skandierten Losungen wie "Lügenpresse auf die Fresse" oder "Hier marschiert der nationale Widerstand". Im Oktober 2014 war es in Köln bei einer Hogesa-Kundgebung zu schweren Ausschreitungen gekommen.

Schon fast 400 Anzeigen nach Silvesterattacken

Die Zahl der Strafanzeigen nach den Geschehnissen der damaligen Nacht hat sich unterdessen drastisch erhöht. Inzwischen gebe es 379 Anzeigen, teilte die Polizei am Samstag mit. In etwa 40 Prozent der Fälle ermitteln die Kriminalbeamten demnach unter anderem wegen Sexualstraftaten. Der Blick der Polizei richtet sich den Angaben zufolge größtenteils auf Personen aus nordafrikanischen Ländern. Es müsse aber noch ermittelt werden, ob sie mit konkreten Straftaten in Verbindung gebracht werden können. Zuletzt war die Zahl der Anzeigen mit rund 170 angegeben worden.

Bei der von Pegida NRW angemeldeten Demonstration am Samstag waren nach Polizeiangaben etwa die Hälfte der Teilnehmer gewaltbereite Hooligans. Sie versammelten sich auf dem Breslauer Platz hinter dem Kölner Hauptbahnhof. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Neben rund 1.700 Beamten der Landespolizei waren nach Angaben einer Sprecherin mehrere Hundertschaften der Bundespolizei im Einsatz.

Bei den Auseinandersetzungen sei ein Journalist verletzt worden, sagte die Sprecherin. Augenzeugen berichteten von weiteren Verletzten, die unter anderem Schnittwunden im Gesicht gehabt hätten. Es gab mehrere Festnahmen.

Aggressive und aufgeheizte Stimmung

Schon beim Eintreffen der Demonstranten hatte die Polizei von einer aggressiven und aufgeheizten Stimmung berichtet. Kurz nachdem sich der Pegida-Demonstrationszug nach einer Kundgebung in Bewegung gesetzt hatte, flogen Gegenstände. Die Polizei drohte zunächst über Lautsprecher mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken. Schließlich stoppte der Einsatzleiter den Umzug und forderte die Demonstranten auf, zurück zum Breslauer Platz zu gehen. Von dort sollten die Demonstranten unter Polizeibegleitung geordnet zu ihren Zügen gebracht werden.

Im Oktober 2014 war eine Demonstration von Hooligans und Rechtsextremen - der Gruppe Hogesa - am selben Ort völlig aus dem Ruder gelaufen. Damals lieferten sich Demonstranten und Polizisten stundenlange Straßenschlachten, 50 Polizisten wurden verletzt.

(APA/Reuters)

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