Van der Bellen: "Ich weiß, ich bin ein Außenseiter"

Van der Bellen bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Kandidat.
Van der Bellen bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Kandidat.REUTERS
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Er habe ernste Chancen auf des Bundespräsidentenamt. Der Ex-Grünen Chef würde der FPÖ als stärkster Partei nicht automatisch den Bundeskanzler überlassen.

Alexander Van der Bellen hat sich am Sonntag erstmals seit der Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidatur der Öffentlichkeit gestellt. In einer Pressekonferenz versprühte der grüne Ex-Parteichef Zuversicht. "Ich bin überzeugt, dass ich eine Chance habe; eine Chance, hinreichend viele Bürger zu überzeugen, ihr Vertrauen zu gewinnen und schlussendlich gewählt zu werden."

Er sei aber nicht naiv. "Ich weiß, ich bin ein Außenseiter." In den roten und schwarzen Parteiapparaten gebe es genügend Personen, die es für undenkbar hielten, dass nicht einer der ihren den Bundespräsidenten stellt. Seit 1945 waren Österreichs Staatsspitzen ausnahmslos dem roten oder schwarzen Lager zugehörig. "Aber die Zeiten ändern sich, und ich bin überzeugt, ich habe eine Chance - eine ernste Chance." Und: "Meine Zeit wäre mir zu schade als Zählkandidat."

Er sei überzeugt, dass er die Position des Bundespräsidenten gut wahrnehmen könne, sagte Van der Bellen. "Ich bin ein verbindlicher Charakter." Er würde nach innen parteiübergreifend verbinden und nach außen Österreich gut repräsentieren, versicherte er.

"Mir geht es in Österreich wirklich gut"

Auch eine persönliche Motivation nannte er. Österreich habe ihm als Flüchtlingskind große Chancen eröffnet und viel geschenkt. "Mir geht es in Österreich wirklich gut", meinte er. "Das ist meine Heimat, dort gehöre ich hin." Er glaube, dass es möglich sei, "als Bundespräsident etwas von dem zurückzugeben, weiterzugeben, was mir in meinem mittlerweile ziemlich langen Leben geschenkt wurde."

Die Herausforderungen bezeichnete er als enorm. Er verwies auf die Schere zwischen Arm und Reich, das kein Ende nehmende "Flüchtlingsdrama", den Klimawandel und den Umstand, dass sich Europa und die EU in der "wahrscheinlich tief greifenden Krise seit ihrer Geburt" befinde. Die Sprengung der Union hielte er für den "größtmöglichsten Fehler", betonte er.

Zur Frage, ob er eine FPÖ-geführte Regierung angeloben würde, betonte er, dass die stärkste Fraktion nicht automatisch einen Anspruch auf den Bundeskanzler habe - "nicht juristisch, nicht moralisch, gar nicht". Außerdem sei der Bundespräsident direkt gewählt, habe also mehr als die Hälfte der Stimmbürger auf seiner Seite. In seinem Fall gehe es da auch um eine bestimmte europapolitische Position. "Der Bundespräsident wird schon ein Mindestmaß an Vertrauen in die Regierung, die er anzugeloben hat, haben müssen. Sonst wird er alles tun, um eine andere Bundesregierung anzugeloben."

Haslauer: Khol verfügt über große Erfahrung

Auch der Kandidat der ÖVP für die Wahl im April wird heute Abend feststehen. Nachdem der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll ein Antreten abgelehnt hatte, dürfte die Entscheidung nun laut Medienberichten auf Seniorenbundobmann Andreas Khol fallen. Der Salzburger Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Wilfried Haslauer fühlt sich nach der Absage Prölls "nicht düpiert". Falle die Wahl wie kolportiert auf Andreas Khol, wäre er ein guter Bundespräsident, zeigte sich Haslauer in der ORF-"Pressestunde" überzeugt.

Dass er dem niederösterreichischen Landeshauptmann Pröll noch Rosen gestreut hat, zu einem Zeitpunkt als Parteiobmann Reinhold Mitterlehner bereits über dessen Absage informiert gewesen sei, ist für Haslauer "kein Problem". Er verwies auf hypothetische Journalistenfragen. Nach wie vor ist er aber der Meinung, Pröll wäre ein guter Bundespräsident geworden. Wann genau er vom Parteichef informiert wurde, verriet Haslauer mit Verweis auf interne Vorgänge nicht.

Sollte nun wie erwartet Khol dem Vorstand vorgeschlagen werden, ist der Salzburger Landeshauptmann überzeugt, dieser würde einen guten Bundespräsident abgeben. Khol verfüge über große Erfahrung und Weitblick, auch sein Alter von 74 Jahren sei kein Hindernis. Als Signal für künftige Koalitionen würde Haslauer das Mastermind von Schwarz-Blau nicht sehen. Grundsätzlich sprach sich Haslauer für einen eigenen ÖVP-Kandidaten aus. Ein mit Koalitionspartner SPÖ gemeinsam aufgestellter Kandidat wäre aufgrund der inhaltlichen Differenzen der beiden Parteien "unglaubwürdig". Die Notwendigkeit von Änderungen des Amts sieht er nicht. Beim kommenden Urnengang rechnet er aufgrund der Kandidatenzahl mit einer Stichwahl.

(APA)

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