Neuer Kurseinbruch in China: "Der Grund ist einfach Panik"

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Die Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ließen am Montag viele Anleger in Panik verfallen, berichten Analysten.

Nach den schweren Kurseinbrüchen der vergangenen Woche und einer leichten Erholung am Freitag sind Chinas Aktienmärkte am Montag noch tiefer in den Keller gerutscht. Die Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, die Schwäche der chinesischen Währung und wachsende Probleme der börsennotierten Unternehmen ließen viele Anleger in Panik verfallen, berichteten Analysten. Auch die Bemühungen der Zentralbank, die Währung zu stützen, konnten Investoren nicht besänftigen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA wertete am Montag ihre Währung Yuan erneut etwas auf. Nach zunächst acht Abwertungen war es die zweite Aufwertung in Folge. Am Markt sorgte dies jedoch nur für Verwirrung über den Kurs der chinesischen Geldpolitik. Die chinesischen Börsen schlossen auf dem tiefsten Stand seit September.

Der Shanghai Composite Index sackte um 5,33 Prozent ab, während der Shenzhen Component Index sogar 6,12 Prozent verlor. Der ChiNext Index für Technologiewerte, der dem amerikanischen Nasdaq ähnelt, lag mit 6,34 Prozent im Minus. Trotz massiver staatlicher Interventionen dauert der schwere Kursrückgang seit vergangener Woche, als der Index in Shanghai in fünf Tagen schon fast zehn Prozent verlor, an.

Aktienmärkte weltweit im Minus

Der Börseneinbruch im Reich der Mitte zieht die Aktienmärkte weltweit ins Minus. Die Sorgen um China und fallende Ölpreise veranlassten Anleger an den asiatischen Märkten dazu, Papiere in großem Umfang abzustoßen. Der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor 2,76 Prozent. Die Börse in Japan blieb am Montag wegen eines Feiertags geschlossen.

Europas Börsen zeigten sich am Vormittag stabilisiert. Nach dem schwärzesten Jahresauftakt der Geschichte haben einige Anleger die Gelegenheit zum Wiedereinstieg in die europäischen Börsen genutzt. Dax und EuroStoxx50 legten am Montag jeweils 0,7 Prozent auf 9.920 und 3.055 Punkte zu. In der Vorwoche war Ersterer um 8,3 und Letzterer um 7,2 Prozent abgerutscht. An der Wiener Börse notierte der Leitindex ATX Montagmittag um rund 1,2 Prozent tiefer.

Unterstützung erhielten die Aktienmärkte von den erneuten Kursverlusten des Euro. Eine groß angelegte Erholung der Aktienbörsen sei aber nicht zu erwarten, warnte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF.

"Kein Vertrauen in asiatische Märkte"

"Die Investoren haben weiterhin ganz offensichtlich kein Vertrauen in die asiatischen Märkte und bleiben pessimistisch", sagte der Analyst Craig Erlam. Der 46. monatliche Rückgang der Erzeugerpreise in China verstärkte die pessimistische Stimmung.

Selbst die weiteren Anzeichen einer Stabilisierung der chinesischen Währung Yuan schienen keinen positiven Effekt auf die Marktteilnehmer zu haben, erklärte Erlam. Nachdem der Yuan acht Tage in Folge abgewertet worden war und damit Sorgen über einen Währungs- und Handelskrieg ausgelöst wurden, hatte Chinas Regierung die Währung am Freitag erstmals wieder minimal aufgewertet. Die People's Bank of China (PBoC) dämpfte damit Spekulationen um einen Abwertungswettlauf zur Ankurbelung der Konjunktur. Damit laufe sie aber Gefahr, den Referenzkurs, den der Yuan um maximal zwei Prozent über- oder unterschreiten darf, wieder zu einem politischem Instrument zu machen, warnte Commerzbank-Anlayst Hao Zhou.

Im vergangenen Sommer hatte die Notenbank im Rahmen ihrer Bemühungen zur Liberalisierung des Börsenhandels mitgeteilt, der Referenzkurs werde sich zukünftig an der Kursentwicklung des Yuan orientieren. Bis dahin waren die Kriterien der Öffentlichkeit unbekannt.

"Rettungsversuche werden nicht helfen"

"Der Markt geht insgesamt nach unten", sagte die unabhängige chinesische Analystin Ye Tan der Deutschen Presse-Agentur in Peking. "Der Grund ist einfach Panik - keine bestimmte Nachricht oder Politik." Es sei ein schwacher Markt, der ungeachtet der staatlichen Interventionen weiter zurückgehen werde. "Die Rettungsversuche der Regierung werden nicht helfen." Allerdings könne die Koordinierung verbessert werden, sagte Ye Tan auch mit Blick auf die unglücklichen Regulierungsversuche in der vergangenen Woche.

So hatte der neue Schutzmechanismus für den Handel, den Chinas Regierung erst Anfang des Jahres eingeführt hatte, gleich zweimal gegriffen - und war vier Tage nach seinem Start wieder abgeschafft worden. Der Mechanismus hatte dafür gesorgt, dass der Handel für den Rest des Tages beendet wurde, nachdem der CSI 300 um sieben Prozent abgerutscht war. Statt aber die Anleger zu beruhigen, hatte die Notbremse letztlich eine Abwärtsspirale ausgelöst.

"Der Schutzmechanismus war nicht der eigentliche Grund für die Panik", sagte Ye Tan. "Die zugrundeliegenden Ursachen sind der Zustand der Wirtschaft selber, die schlechte Leistung der Aktienunternehmen sowie der Kursrückgang des Yuan." Der Schutzmechanismus habe den Trend nur verstärkt.

(APA/dpa/Reuters))

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