Ingrid Korosec ist die neue Chefin der ÖVP-Senioren.
Wien. Innenpolitische Feinspitze delektieren sich daran: Ausgerechnet Ingrid Korosec beerbt also den Überraschungspräsidentschaftskandidaten, Andreas Khol, an der Spitze des ÖVP-Seniorenbundes. Korosec ist die letzte noch aktive Politikerin aus der Reihe jener „bunten Vögel“, mit denen Erhard Busek vor vier Jahrzehnten als Chef die Wiener Partei aufmischte.
Khol hingegen wurde in der Bundespartei eher der Stahlhelmfraktion zugerechnet. Mit Erhard Busek verband ihn das, was unter Parteifreundschaft firmiert.
Korosec, wer? So kann nur jemand fragen, an dem die Wiener Kommunalpolitik und auch die Bundespolitik der 1980er- und 1990er-Jahre spurlos vorübergegangen ist. Gleichsam seit ewigen Zeiten sitzt die frühere leitende Adeg-Mitarbeiterin und Zentralbetriebsrätin im Wiener Gemeinderat. Auch heute noch zählt die 75-Jährige dort zu den umtriebigsten Mitgliedern des ÖVP-Klubs, diesmal eben unter Gernot Blümel. Dazwischen war sie Mandatarin im Nationalrat, Generalsekretärin der Bundes-ÖVP (1991–1995), ab 1995 für sechs Jahre Volksanwältin – in beiden Funktionen als erste Frau.
Am Montag meinte Korosec laut APA, sie halte Khol für eine „ausgezeichnete Wahl“. Er habe „bewiesen, dass er staatspolitisch denkt und nicht parteipolitisch“. Als Klubobmann sei er streng gewesen, als Nationalratspräsident „ausgleichend“. Sie sei überzeugt, dass Vollprofi Khol das Amt des Bundespräsidenten „toll ausführen“ würde. So spricht jemand, der selbst politischer Profi ist. (d. n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2016)