Bad Ischl: Polizei glaubt nicht an Sex-Übergriffe in Lokal

Umstittener Charly's-Tweet vom Montag
Umstittener Charly's-Tweet vom MontagScreenshot
  • Drucken

Eine Wirtin spricht ein Lokalverbot für alle Flüchtlinge aus. Sie sollen Mädchen sexuell belästigt haben. Es gibt keine Anzeigen oder weitere Zeugenaussagen. Ischler wollen Lokal jetzt boykottieren.

Bad Ischl darf nicht Köln werden, findet Karin Siebrecht-Janisch. Darum hat die Tochter vonPeter Janisch, der das erotische österreichische Kontaktmagazin (ÖKM) gründete, in ihrem Lokal „Charly's“ ein Lokalverbot für Asylwerber ausgesprochen. Angeblich sollen sie ebenso wie in Deutschland Mädchen in Gruppen belästigt haben, verlautbarte die Wirtin über Boulevard-Medien.

„Seit November haben wir die Probleme mit den Asylanten. Die Mädchen trauen sich schon gar nicht mehr her. Die Asylanten haben ihnen auf den Busen und den Hintern gegriffen, ihnen die Getränke weggenommen“, sagt die Wirtinzur „Presse“. Es seien 20 bis 30 Männer zwischen 18 und 40 Jahren gewesen. Darum habe man zuerst unter der Woche einen Eintrittspreis von zwei Euro eingeführt – dafür bekomme man einen Schnaps. Mit „Wir sind jetzt wieder Asylantenfrei“ wurde die Maßnahme im Internet angekündigt. Weil das aber nicht gereicht hat, habe man dann ein Lokalverbot ausgesprochen.

Bisher keine Anzeigen

Derzeit sind 120 Asylwerber in Bad Ischl hauptsächlich im ehemaligen Altersheim „Sarsteinerstiftung“ untergebracht – dass es Probleme gegeben hätte, konnten weder Bürgermeister Hannes Heide (SPÖ) noch die Polizei bestätigen. „Wir werden allen Vorwürfen nachgehen, bisher funktionierte alles recht gut, die Stimmung war gut“, sagt Heide. Er hoffe, die Vorwürfe werden sich als haltlos erweisen.

Die Bevölkerung in Bad Ischl kümmert sich bisher sehr um die Flüchtlinge: Man lernt zusammen Deutsch, hilft sich. Die Flüchtlinge seien einigermaßen gut integriert.

Bei der Polizei sind noch keine Anzeigen eingegangen und auch sonst hat es mit Flüchtlingen keine Probleme gegeben – dafür umso mehr mit dem Lokal „Charly's“. „Das mit den Flüchtlingen können wir uns nicht vorstellen. Wir sind oft im Charly's zu Einsätzen: Weil sie sich prügeln oder Mädchen betrunken herumliegen – aber nicht wegen soetwas“, heißt es seitens der Bad Ischler Polizei.

Bei einem Lokalaugenschein kurz vor Silvester befanden sich hier hauptsächlich Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren, die sich zu lauter Technomusik betranken und schmusten. Dass das Lokal „voll von Flüchtlingen sei“ kann zumindest für diese Nacht nicht bestätigt werden. Später kam es trotz Türsteher mehrmals zu Reibereien vor dem Lokal.

Etliche Bad Ischler distanzieren sich auf Facebook vom Lokalverbot, kündigen an, nicht kommen zu wollen. „Ich gehe seit Monaten nicht mehr hin, weil mir die ständigen rassistischen Aussagen zu viel waren“, sagt Bad Ischlerin Michaela (20) zur „Presse“.

Wirtin will aufhören

„Das ist nicht rassistisch, es war so und ich werde jetzt jene Stammgäste, die das gesehen haben, dazu motivieren, Anzeige zu erstatten“, sagt hingegen die Wirtin Siebrecht-Janisch. Und weiter: Sie habe aber sowieso keine Lust mehr auf die Nachtgastronomie – darum versuche sie seit einem halben Jahr einen Käufer für das Charly's zu finden. Bisher ist sie damit allerdings erfolglos.

Charly's auf Twitter:

Charly's auf Facebook:

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.