Isländische Staats-Schuldenuhr online

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ICELAND(c) REUTERS (Bob Strong)
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Isländische Aktivisten haben eine Website eingerichtet, auf der man den aktuellen Schuldenstand des Landes in Echtzeit mitverfolgen kann. Sie wollen damit die Dimension des Dilemmas zeigen, das Island an den Rand des Staatsbankrotts führte.

Die Isländer können sich seit vergangener Woche im Internet ein Bild davon machen, wie hoch die Schulden des Landes gegenüber jenen ausländischen Anlegern sind, die in den vergangenen Jahren angelockt durch die hohen Zinsen ihr Geld auf isländische Konten gelegt haben. Die Aktivisten Saevar Gudmundsson und Einar Björgvin Sigurbergsson wollen die Bevölkerung mit einer Art Schulden-Uhr plakativ auf die Dimension der von der Regierung in Reykjavik gegenüber Großbritanninen und den Niederlanden eingegangenen Verpflichtungen aufmerksam machen.

Von Icesave zu Iceslave

Auf dem in ironischer Anspielung auf "Icesave", die zusammengebrochene Online-Sparplattform der isländischen Landsbanki, "iceslave.is" ("Eis-Sklave" statt "Eis-Sparen") genannten Homepage tickt eine virtuelle Uhr, die unter Annahme eines stabil bleibenden Wechselkurses der Isländischen Krone zu Euro und Pfund die Gesamthöhe der Schulden des Landes aus jenen Sparkonten ausrechnet. Derzeit beläuft sich der Schuldenberg der Icesave-Konten auf 757 Mrd. Kronen (2,61 Mrd. Euro) Laut den "Iceslave"-Berechnungen wird er nach den von der Regierung eingegangenen Zinsverpflichtungen bis ins Jahr 2015 auf über eine Billion Kronen (3,45 Mrd. Euro) angewachsen sein.

Regierung haftet für Einlagen

Die rot-grüne Regierung von Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir akzeptierte Anfang Juni nach monatelangen Verhandlungen zähneknirschend die Forderung Londons und Den Haags, die jeweilige Einlage-Mindesthaftung für die geplatzten Landsbanki-Sparkonten der Briten und Niederländer zu übernehmen. In den beiden Ländern fielen beim Crash des isländischen Finanzsystems im vergangenen Herbst die meisten Schulden an. Sigurdardottir und ihre Partei, die Sozialdemokraten haben sich den schnellstmöglichen Beitritt Islands zur EU und zum Euro zum Ziel gesetzt.

Derzeit wird hinter verschlossenen Ausschusstüren im Parlament in Reykjavik intensiv über die Vorgangsweise zum EU-Beitritt Islands verhandelt. Für die Parlamentsabstimmungen darüber und über die genannte "Icesave"-Vereinbarung gibt es noch keine Termine. Beide sollten jedoch noch vor der Sommerpause stattfinden.

(APA)

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