Terror in Burkina: Viele Ausländer unter den Toten

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BURKINA-ATTACK-HOTEL(c) APA/AFP/AHMED OUOBA (AHMED OUOBA)
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Zu dem Terroranschlag in der Nacht auf Samstag bekannte sich al-Qaida. Zwei im Norden des Landes entführte Ausländer sind keine Österreicher - sondern Australier.

Das westafrikanische Burkina Faso geriet in der Nacht auf Samstag erstmals in die Fänge des islamistischen Terrors: Bei einem islamistischen Terrorangriff auf ein Luxushotel in der Hauptstadt Ouagadougou sind mindestens 26 Menschen getötet worden, darunter viele Ausländer. Aus dem Hotel seien 126 Menschen gerettet worden, 33 davon verletzt, sagte Innenminister Simon Compaore am Samstag nach dem Ende des zwölfstündigen Dramas.

Verwirrung gab es zunächst um die angebliche Entführung von Österreichern in dem Land: Samstagmittag hatte es zunächst geheißen, dass in dem westafrikanischen Land zwei österreichische Staatsbürger verschleppt worden seien, und zwar im Norden des Landes, an der Grenze zu Mali. Wie die "Presse" erfuhr, handelte es sich aber um Australier, das "klassische" Missverständnis also. Schon bei früheren Entführungsfällen sei es angeblich zu ähnlichen Verwechslungen gekommen. Dies bestätigte am Abend auch das Außenministerium in Wien. Bereits zuvor gab es Zweifel, dass es sich bei den zwei Entführten um österreichische Staatsbürger handelt. So war etwa der Name des Arztes mit "Arthur Eliot Keneth" angegeben worden, der Vorname seiner Frau mit "Josephine". Lokale Medien berichteten auch, das Paar betreibe seit langem eine Klinik in der Region, was auf ein örtlich bekanntes australisches Paar hindeutete.

Zu der Attacke auf das Hotel und Restaurant bekannte sich die Extremistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI). Die vermummten Attentäter hatten ihren Angriff im Geschäftszentrum Ouagadougous am Freitagabend gegen 19.30 Uhr Ortszeit begonnen. Nach bisherigen Erkenntnissen eröffneten sie zunächst das Feuer im Restaurant „Cappuccino“ und griffen dann das bei ausländischen Geschäftsleuten und Diplomaten beliebte Hotel Splendid an, das mit 147 Zimmern zu den größten der Stadt gehört.

Mit über hundert Geiseln verschanzt

Die Angreifer verschanzten sich dort stundenlang mit mehr als hundert Geiseln, bis örtliche Sicherheitskräfte und französische Truppen sowie US-Spezialkräfte das Gebäude am Samstag in der Früh stürmten. Dabei wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch vier der Angreifer, darunter zwei Frauen, getötet. Das Gebiet rund um den Anschlagsort an der Avenue Kwame Nkrumah wurde weiträumig abgeriegelt. Innenminister Compaore sagte, vor dem Restaurant seien zehn Leichen entdeckt worden. Die Suche nach geflüchteten Extremisten, die offenbar auch in ein zweites Hotel, das „Ybi“, eindrangen, wurde zunächst fortgesetzt.

Die Opfer stammten laut Sicherheitskräften aus 18 Nationen. Nach Angaben des Außenministeriums in Paris waren zwei Franzosen unter den Todesopfern im Restaurant. Über die Nationalitäten der anderen Opfer wurden zunächst nichts bekannt gegeben. Dem Außenministerium in Wien lagen zunächst keine Erkenntnisse vor, wonach auch Österreicher getötet worden sein könnten.

Salzburger: "Dürfen Hotel nicht verlassen"

Ein Salzburger aus Neumarkt am Wallersee, der für die Hilfsorganisation „Licht für die Welt“ eine Augenklinik im Land aufgebaut hat und sich in Ouagadougou in einem nicht betroffenen Hotel aufhielt, sagte den „Salzburger Nachrichten“ (online): „Wir dürfen das Hotel nicht verlassen.“ Er verfolge die Ereignisse im Fernsehen mit; er wolle am Montag nach Wien zurückfliegen. Laut Außenministerium halten sich derzeit rund 20 Österreicher in Ouagadougou auf.

„Es war schrecklich, die Leute lagen auf dem Boden, überall war Blut. Wir hörten die Angreifer, sie schossen auf diejenigen, die noch nicht tot waren“, berichtete die Hotelangestellte Yannick Sawadogo. Der Angriff erinnert an den Angriff auf das Luxushotel Radisson Blu in der malischen Hauptstadt Bamako, bei dem Ende November 20 Menschen getötet worden waren, darunter 14 Ausländer.
Wie bei dem damaligen Angriff bekannte sich die Jihadistengruppe AQMI im Namen von Al-Mourabitoun zu dem Angriff in Ouagadougou. Die Gruppe Al-Mourabitoun des berüchtigten Extremisten Mokhtar Belmokhtar hatte sich im Dezember AQMI angeschlossen. Der Angriff in Ouagadougou war der erste derartige Angriff in Burkina Faso, das bisher von der Gewalt im Nachbarland Mali verschont worden war.

Präsident: Bürger sollen "Mut zeigen"

Burkina Fasos Präsident Roch Marc Christian Kabore rief die Bürger auf, „Mut“ zu zeigen. Sein französischer Amtskollege Francois Hollande verurteilte den „feigen“ Anschlag und sicherte Kabore volle Unterstützung zu. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte die Tat aufs Schärfste. Die EU sei entschlossen, Burkina Faso weiter im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen.

Unterdessen meldete die burkinische Regierung die Entführung von zwei Ausländern im Norden des Landes. Das Paar, ein Arzt und seine Frau, wurde demnach am Freitag in Baraboule an der Grenze zu Mali entführt. Die Regierung korrigierte später Angaben, wonach es sich um Österreicher handle, und erklärte, es seien Australier. Das Außenministerium in Wien bestätigte die Angaben gegenüber der APA. Lokale Medien berichteten, das Paar hätte seit langem eine Klinik in der Region betrieben.
Ein Mitglied der Jihadistengruppe Ansar Dine, Hamadou Ag Khallini, sagte am Telefon der AFP, die beiden entführten „Kreuzzügler“ befänden sich in der Hand des Emirats der Sahara. Laut Spezialisten handelt es sich dabei um einen Zweig von AQMI im Norden Malis.

Al-Qaida die Treue geschworen

AQMI versucht, nordafrikanische Staaten wie Tunesien, Mali, Mauretanien, Algerien und Burkina Faso durch Anschläge und Entführungen zu destabilisieren. AQMI wurde 1998 noch unter anderem Namen von dem Algerier Abdelmalek Droukdal gegründet. Er leitet die Organisation bis heute. Im Jahr 2006 schwor die Gruppe der Al-Kaida die Treue und nannte sich in AQMI um. Untergruppen werden von „Emiren“ geführt. Über die Haltung zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) kam es immer wieder zum Streit; AQMI-Kommandos liefen zum IS über, andere Jihadistengruppen stießen von außen neu dazu. Mehrfach ermordete die Organisation Touristen bzw. entführte sie, darunter 2008 zwei Salzburger, die wieder freikamen.

(APA/AFP/DPA/Reuters/Red.)

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