Brückenbauer, Patriot – oder ganz andere Unabhängige?

Junge Grüne Wien
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Wer hat im Netz das attraktivste Angebot für die Präsidentschaft? Und was sind die Botschaften?

Wird die Kür des nächsten Bundespräsidenten, der traditionell jenseits des Parteinzwists als Vermittler im politischen Hader über sauren Wiesen und Sümpfen wacht, zum Lagerwahlkampf mit aktuellen Themen wie der Flüchtlingsfrage? Das vermuten nicht nur Meinungsforscher. Die Fülle ernst zu nehmender Kandidaten erfordert differenzierte Profilierung. Wie stellt sich die, nachdem die meisten Parteien ihren Wunschpräsidenten präsentiert haben, im Internet dar? Was sind die bisherigen Botschaften?

Auf der Homepage der SPÖ wird über Standing Ovations für Rudolf Hundstorfer gejubelt, der am Freitag von den Parteigremien einstimmig zum Kandidaten nominiert wurde. Kanzler Werner Faymann lobt seine Verlässlichkeit und Volksnähe. Der Sozial- und Arbeitsminister habe „darauf geschaut, dass die Menschen nicht auf der Straße stehen“. Hundstorfer selbst betont mehrfach das Wort Gesellschaft. Er möchte sich „für andere Menschen engagieren, Brücken bauen, Menschen zusammenbringen, das Gemeinsame in den Vordergrund stellen.“ Bedeutet das weiterhin uneingeschränktes „Refugees welcome“? Das kann man guten Gewissens so interpretieren. Auf der Facebook-Seite der SPÖ wird aus einem Interview mit Gerhard Schmid von Servus TV zitiert: „Die Obergrenze an nicht durchführbaren ÖVP-Asylvorschlägen ist erreicht,“ so der SP-Bundesgeschäftsführer.

Was sagt denn die ÖVP, die Seniorenbund-Obmann Andreas Khol bereits fünf Tage vor Hundstorfer ins Rennen geschickt hat, im Netz zur Causa prima? Sie präsentiert als Spitzenmeldung den „Aktionsplan 2016+“, der konkrete Maßnahmen enthält, um die Flüchtlingsströme in unser Land einzudämmen. „Wir müssen Grenzen setzen“, sagt Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Darunter wird Khol präsentiert: „Als Patriot möchte er die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher in der Heimat und in der Welt wirksam schützen.“ Im Video dazu streicht der Kandidat seine Unabhängigkeit hervor. Er sei schon als Nationalratspräsident so gewesen und setze sich zudem für alle Senioren ein. Bei den Favoriten der Koalitionspartner rittern also ein Brückenbauer und ein Vaterländischer um die Wählergunst.

Khols Auftritt wird übrigens in den sozialen Netzen zur Verunglimpfung genutzt, mit der Aufforderung, Ähnlichkeiten zwischen seinem Porträt-Foto und Gollum zu sehen, dem seltsamsten Wesen aus „Der Herr der Ringe“. Auch der Kandidat der Grünen, Alexander van der Bellen, wird karikiert. Die Jungen Grünen, die ihrem Ex-Parteichef vorwerfen, neoliberal zu sein, stellen ihn in einer Fotomontage als Mischwesen dar, das zumindest in der Haarpracht Niederösterreichs konservativem Landeshauptmann Erwin Pröll ähnelt.

Van der Bellen und Khol nehmen den Spott gelassen hin. Sie wissen, dass solche Darstellungen und der Diskurs dazu vor allem die Popularität erhöhen. Schlimmer wäre es, keine Emotion zu wecken. Von Hundstorfer und der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss waren solche Karikaturen auf Twitter oder Facebook bisher noch nicht zu entdecken. Das müsste für ihre Wahlkampfteams ein Alarmzeichen sein. Mit Seriosität allein kommt man diesmal nicht in die Hofburg.

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