Neuer SPÖ-Teamchef Kalliauer sucht Mitspieler

Johann Kalliauer
Johann Kalliauer APA (HERBERT P. OCZERET)
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AK-Präsident Johann Kalliauer folgt in Oberösterreich Reinhold Entholzer nach. Er soll nur ein Jahr an der Spitze bleiben und das Team verjüngen.

Linz. Wenn es einen Beweis braucht, dass die Rochade an der Spitze der oberösterreichischen SPÖ nicht nur für Außenstehende überraschend kam, dann fand man diesen auf dem Landesparteitag in Form der aufliegenden Werbematerialien: Auf ihnen prangte nämlich noch das Konterfei von Reinhold Entholzer. Er sollte eigentlich auf dem Parteitag als SPÖ-Chef bestätigt werden. Doch es kam anders. Entholzer trat zurück. Und Oberösterreichs Arbeiterkammerchef und ÖGB-Vorsitzender Johann Kalliauer sprang ein.

Auslöser für die Spontanrevolte in Oberösterreichs SPÖ war eine umstrittene Personalentscheidung: Nachdem Entholzer angekündigt hatte, Landesgeschäftsführer Peter Binder durch Sabine Schatz zu ersetzen, legte der Linzer Bürgermeister, Klaus Luger, aus Protest seine Landesparteifunktionen zurück – und brachte damit das Parteigefüge ins Wanken. Schon zuvor dürfte dieses nicht mehr allzu stabil gewesen sein. Nach der historischen Wahlniederlage bei den Landtagswahlen im Herbst wurde die interne Unzufriedenheit mit dem Parteichef immer größer: Er sei sympathisch und aufrichtig, aber zu still und defensiv.

Seinem Nachfolger wird ein anderes Temperament bescheinigt. Der 62-jährige Kalliauer sei einer, „der auf den Tisch haut“. Diese Eigenschaft hat Kalliauer wohl vor allem in der Arbeiterkammer erlernt. Immerhin ist er dort seit 1982 aktiv. Seit 2003 ist er deren Präsident.

Erste Frau in Landesregierung?

Kalliauer soll die schwächelnde Landespartei aber lediglich ein Jahr lang leiten. „Ich sehe mich als Teamchef“, sagte er nach seiner Wahl. Als solcher hat er in der kurzen Zeit einiges zu vollbringen. Es braucht einen geeigneten Nachfolger und ein jüngeres Team. Außerdem soll die Organisation der Partei gestrafft werden.

Mit dem eher sanften Kurs gegenüber der schwarz-blauen Koalition in Oberösterreich soll Schluss sein. Die Linie soll „kantiger“ werden. Inhaltlich will sich Kalliauer vor allem – wie könnte es als Arbeiterkammerpräsident anders sein – um die Arbeitnehmer kümmern. Auch Frauenpolitik soll nicht zu kurz kommen.

Apropos: Da Entholzer in den nächsten Wochen auch seinen Platz in der Landesregierung räumen wird, könnte nun doch eine Frau in die rein männliche Landesregierung einziehen. Die Chancen dafür dürften, wie „Die Presse“ erfuhr, gar nicht so schlecht stehen. Als aussichtsreichste Kandidatinnen gelten die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende, Sabine Promberger, die oberösterreichische AMS-Chefin, Birgit Gerstorfer, sowie die Chefin der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse, Andrea Wesenauer.

AUF EINEN BLICK

Die SPÖ Oberösterreich fuhr bei der Landtagswahl im Herbst 2015 mit 18,4 Prozent ein Rekordtief ein. An Landesparteichef Reinhold Entholzer wurde aber nicht gerüttelt. Am Freitag kam es zur Revolte. Am Samstag wurde OÖ-AK-Präsident Johann Kalliauer zum neuen Vorsitzenden der Landes-SPÖ gewählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2016)

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