Katharina Born und Caterina Satanik waren die letzten beiden "Wettleserinnen" für den heurigen Bachmannpreis. Born las "Fifty fifty", Satanik las aus "leben ist anders".
Mit den Lesungen von Katharina Born und Caterina Satanik ist am Samstag im ORF-Theater in Klagenfurt das Wettlesen bei den 33. Tagen der deutschsprachigen Literatur abgeschlossen worden. Born las die Erzählung "Fifty fifty", Satanik beschloss als vierte österreichische Teilnehmerin den Bewerb und erhielt für ihren Romanauszug "leben ist anders" sehr viel Lob.
Born erzählt in ihrer Geschichte von einem Ehepaar aus der "Generation '68" und seiner Tochter. Die Geschichte der beiden ist schwierig und wechselvoll, der beste Freund des Mannes spielt mit hinein, hatte auch einmal ein Auge auf die Frau geworfen. Als die Tochter des Paars nun ausgerechnet zu diesem Mann zieht, erzeugt das bei den Eltern ein emotionales Erdbeben. Am Schluss kehrt das Mädchen schwanger nach Hause zurück.
Alain Claude Sulzer fand eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten, "die mir sauer aufgestoßen sind". Meike Feßmann lobte die Beweglichkeit des Textes, ihr habe sehr gut gefallen, dass es um zwischenmenschliche Beziehungen gehe. Hildegard Keller sah "Spannung durch Andeutung". Burkhard Spinnen meinte, wenn er dem "Text gut wolle", lese er ihn wie den Entwurf einer Geschichte. Karin Fleischanderl blieb die Geschichte "zu sehr an der Oberfläche". Ijoma Mangold unterstrich die "Gewaltstrukturen", von denen der Text durchzogen sei. Paul Jandl konstatierte eine sehr konventionelle Erzählweise.
Satanik las einen Auszug "leben ist anders", wo es um eine verlassene Frau geht, die mit dem Verlust ihres Freundes nicht wirklich zurechtkommt. Sie versucht es mit allen möglichen esoterischen Mittelchen, die aber allesamt nichts fruchten. Über ihren Freund "wolf" erfährt man aus Rückblenden, in denen sich die Protagonistin an Szenen aus der Beziehung erinnert.
Feßmann gefiel der Text gut, obwohl sie nicht sagen könne, warum eigentlich. Mangold konstatierte eine "Kunst der Leichtigkeit". Jandl meinte, dieser Text bestätige sich der Verdacht, dass "Heimwerkerei nichts anderes ist als fehlgeleitete männliche Zärtlichkeit". Als Debüt sei er "wirklich beachtlich". Sulzer sah einen "wunderbaren Text". Hildegard Keller ortete Liebenswürdigkeit, auch durch die verwendeten Austriazismen. Fleischanderl monierte eine gewisse Umgangssprachlichkeit, die nicht angebracht sei. Spinnen, der Satanik eingeladen hatte, sah den Text als "Hinweis auf Wege" in der Literatur. Es müsse erlaubt sein, aus der zeitgenössischen Umgangssprache modernes literarisches Kapital zu schlagen, so Spinnen und gestand: "Ich habe mich in den Text verknallt."
(APA)