IWF: Flüchtlinge sollen so schnell wie möglich arbeiten

FLUeCHTLINGE: ANKUNFT IN SPIELFELD
FLUeCHTLINGE: ANKUNFT IN SPIELFELDAPA/ERWIN SCHERIAU
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Staaten sollten Ausnahmen von Mindestlohnregeln ermöglichen, um die Integration zu erleichtern, empfiehlt der Währungsfonds. Österreich zählt laut IWF zu den drei großen Zielländern.

Um die Integration von Flüchtlingen zu erleichtern, sollten die Europäer nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds (IWF) Ausnahmen von ihren Stabilitäts- und Mindestlohnregeln gewähren. Im Einzelfall könnte überlegt werden, EU-Ländern Abweichungen von vereinbarten Stabilitätszielen zu erlauben, wenn die Ursache dafür Ausgaben für Flüchtlinge sei, lautet einer der Ratschläge in einem am Mittwoch veröffentlichten IWF-Sonderbericht. Der europäische Stabilitätspakt gebe das her. Dies sollte aber nur befristet gewährt werden. Auch eine vorübergehende und begrenzte Ausnahme für Flüchtlinge von nationalen Mindestlohnregeln könnte "hilfreich" sein.

Österreich: Kurzfristig positiver Effekt auf Wachstum

In seiner Einschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen des beispiellosen Flüchtlingszustroms nach Europa bleibt der IWF zurückhaltend. Zu allererst gehe es um ein humanitäres Problem. Kurzfristig dürften die Ausgaben für den Zuzug so vieler Menschen aus Krisenländern einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsleistung der EU haben, was vor allem für die drei großen Zielländer Deutschland, Österreich und Schweden gelte.

In diesen drei Ländern könnte das Bruttoinlandsprodukt am stärksten nach oben gedrückt werden: in Österreich um bis zu 0,5 Prozent bis 2017, in Schweden um 0,4 Prozent und in Deutschland um 0,3 Prozent. Dort seien auch die Kosten des Zuzugs am höchsten - für Deutschland nennt der IWF 0,35 Prozent des BIP in diesem Jahr.

Wie die mittel- und langfristigen Effekte aussehen, hängt laut IWF im wesentlichen davon ab, ob, wie und wie schnell die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gelinge. Im positiven Fall könnte die EU-Wirtschaftsleistung bis 2020 um 0,25 Prozent höher liegen als ohne die Flüchtlinge. Für Österreich, Schweden und Deutschland könnte diese Quote mit 0,5 bis 1,1 Prozent deutlich höher liegen. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf aber dürfte sinken, weil sich die Wirtschaftleistung auf mehr Schultern verteilen würde.

Noch viele unbeantwortete Fragen

Bei der Integration sieht der IWF noch viele unbeantwortete Fragen. Entscheidend sei, dass die Flüchtlinge möglichst rasch eine Arbeit aufnehmen können. Der Politik in Europa empfiehlt der Fonds daher, die Hürden dafür abzubauen. "Wenn man insgesamt die Flexibilität des Arbeitsmarktes erhöhen würde, könnte das die Integration in die Arbeit erleichtern", stellt der Fonds fest. So könnte man "gezielte und befristete" Ausnahmen vom Mindestlohn gewähren. In Deutschland sollten die Flüchtlinge etwa wie Langzeitarbeitslose behandelt werden.

(APA/Reuters)

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