Polizei bringt Migranten bei tiefem Frost nach Murmansk.
Oslo. In Norwegen sind mehrere Dutzend Flüchtlinge in den Hungerstreik getreten. Der Grund: Sie fürchten, nach Russland zurückgeschickt zu werden. Tatsächlich hat die Regierung in Oslo damit begonnen, Migranten per Bus zurück über die Grenze in die russischen Städte Nikel und Murmansk zu bringen, wie die Einwanderungspolizei bestätigt. „Wenn Norwegen eine faire Asylpolitik haben soll, müssen wir jene zurückschicken, die kein Anrecht auf Schutz haben“, sagte Einwanderungsministerin Sylvi Listhaug.
Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Aktion: Russland sei kein sicheres Land für Flüchtlinge. UN-Vertreter sprachen von einem möglichen Bruch der Genfer Flüchtlingskonvention, weil die Betroffenen im Niemandsland landen und bei Temperaturen bis zu minus 30 Grad erfrieren könnten.
Über 5500 Menschen haben in den vergangenen Monaten Norwegen per Fahrrad über die russische Grenze erreicht. Seit Anfang Dezember hat Oslo mit Moskau über die Rücknahme von abgelehnten Asylsuchenden verhandelt. In dem Streit hat Russland vor einigen Tagen eingelenkt. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2016)