Die Wahlkampfteams sind weitgehend fix. Andreas Khol jagt wie Irmgard Griss bereits intensiv nach Stimmen. Rudolf Hundstorfer hingegen wartet noch den Ministerwechsel ab.
Wien. Die FPÖ hat ihren Kandidaten noch nicht fixiert. Jene der anderen Parteien stehen aber schon fest: Rudolf Hundstorfer für die SPÖ, Andreas Khol für die ÖVP, Alexander Van der Bellen für die Grünen (wobei diese einen Verein zwischengeschaltet haben). Hinzu kommt Irmgard Griss als Parteifreie, die partiell von den Neos unterstützt wird. Gewählt wird am 24. April. Die Kampagnen sind bereits angelaufen – beziehungsweise gerade im Anlaufen.
Andreas Khol
Egal, ob Bürgermeisterkonferenz, Neujahrsempfang der oberösterreichischen ÖVP oder Societyevent am Rand des Skiweltcup-Wochenendes nun in Kitzbühel: Andreas Khol, der ÖVP-Anwärter für die Hofburg, ist in diesen Tagen von einer Veranstaltung zur nächsten unterwegs, um seine Botschaft, er wolle ein Bürgeranwalt in der Hofburg sein, und eine Begrenzung des Flüchtlingszustroms nach Österreich vorzubringen.
Florian Krenkel, Geschäftsführer der Werbeagentur Ogilvy & Mather, wird Khols Kampagne leiten. Es ist ein Dacapo: Krenkel, einst Pressesprecher von Alois Mock, war schon 2004 Leiter der Kampagne der letztlich unterlegenen ÖVP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner. Khol setzt zudem auf vertraute Kräfte aus dem Seniorenbund: Leiter seines Wahlbüros ist Josef Kandlhofer, der als langjähriger, penibler Sozialversicherungschef Erfahrung mit Organisationsaufgaben hat. Die Vizegeneralsekretärin des Seniorenbundes, Susanne Walpitscheker, fungiert als Pressesprecherin.
Rudolf Hundstorfer
Andreas Khols Frühstart in den Wahlkampf fällt besonders auf, weil der Kandidat des Koalitionspartners SPÖ das Gegenteil macht. Rudolf Hundstorfer, am Freitag der Vorwoche von den Genossen offiziell gekürter roter Anwärter für das höchste Amt im Staat, konzentriert sich bis zur Angelobung seines Nachfolgers Alois Stöger am Dienstag ganz auf seine Arbeit als Sozialminister. „Er hat ein wichtiges Ressort, da müssen die Dinge abgearbeitet werden“, sagt der Leiter seiner Wahlkampagne, Nedeljko Bilalic, zuvor Pressesprecher von SPÖ-Kanzleramtsminister Josef Ostermayer und Kommunikationschef der Bundes-SPÖ. Es soll ein sauberer „Trennstrich“ zwischen Ministertätigkeit und dem Präsidentschaftswahlkampf gezogen werden. Nächte Woche, vor dem Beginn der Semesterferien in Ostösterreich, sind dann auch von Hundstorfer verstärkte Wahlkampfaktivitäten zu erwarten.
Bilalic steht schon seit einiger Zeit als Hundstorfers Kampagnenleiter fest. Und Hundstorfer wird auch auf den Rat vertrauter Leute im Wahlkampf zurückgreifen können. Der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer und jetzige Chef einer Kommunikationsagentur, Josef „Joe“ Kalina, soll ebenso wie der einstige Kanzler-Sprecher Karl Krammer im Hintergrund mit seiner Expertise unterstützend zur Seite stehen.
Alexander Van der Bellen
Auch bei der Kampagne von Alexander Van der Bellen, dem ehemaligen Bundessprecher der Grünen, tauchen alte Bekannte wieder auf: Kampagnenleiter ist sein ehemaliger Pressesprecher Lothar Lockl, inzwischen Chef einer Kommunikationsagentur. Der Pressesprecher kommt mit Reinhard Pickl-Herk aus dem grünen Klub. Wiewohl die Grünen mit Van der Bellens Kandidatur offiziell nichts zu tun haben wollen. Organisiert wird der Wahlkampf vom Verein Gemeinsam für Van der Bellen. Tatkräftig unterstützt allerdings von den Grünen.
Irmgard Griss
Bis zum Ende der Weihnachtsferien war die frühere OGH-Präsidentin Irmgard Griss mit ihrer Kandidatur allein auf weiter Flur. Damit ist es nun vorbei. Medial durchzudringen wird zusehends schwieriger. Während Griss jedenfalls laufend bei Veranstaltungen vor interessiertem Publikum spricht, ist die Suche nach Geld und Personal noch voll im Gange. „Wir sind noch damit beschäftigt, möglichst viele, die uns mit Zeit oder Geld unterstützen, zu finden“, sagt ihr Kampagnenleiter Milo Tesselaar. Gut 300.000 Euro an Spenden wurden bisher gesammelt. Für einen ordentlichen Wahlkampf soll es bis zu einer Million Euro sein. Auch das Sammeln von 6000 Unterschriften für die Kandidatur gerät zur Herausforderung. „6000 Unterschriften sind eine demokratische Hürde, die man hinterfragen kann“, so Tesselaar.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)