Indischer Aktivist erhält Amnesty-Menschenrechtspreis

Amnesty Protestkundgebung
Amnesty Protestkundgebung(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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2016 bekommt Henri Tiphagne den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Organisation Amnesty International. Er kämpft seit seiner Jugend gegen Menschenrechtsverletzungen in Indien.

Ein kompromissloser Idealist. So bezeichnet sich der indische Aktivist Henri Tiphagne selbst. Seit frühester Jugend war der heute 60-Jährige im Kampf gegen die Ungerechtigkeit in seinem Heimatland Indien aktiv. Er setzte sich für die schwachen Mitglieder der Gesellschaft ein, zum Beispiel für die so genannten Kastenlosen, die heute noch einer starken Diskriminierung ausgesetzt sind.

Bereits in seiner Kindheit gab es ein oberstes Gebot: Der Dienst an der Menschheit. Seine Mutter hatte es ihm so beigebracht. Die französische Ärztin war 1934 nach Abschluss ihres Medizinstudiums nach Indien gekommen, um den Armen zu helfen. Sie adoptierte insgesamt sechs Kinder. Einer davon war Henri Tiphagne.

Demonstrieren statt Studieren

Bereits als junger Mann war Tiphagne auf den Straßen Indiens unterwegs, um sich für Menschrechte einzusetzen. Er schloss sich der katholischen Studentenbewegung an und verbrachte im Allgemeinen seine Zeit nicht in Vorlesungen, sondern auf Demonstrationen. 1982 schloss er dennoch sein Studium der Rechtswissenschaften ab und begann als Anwalt für Aktivisten, die vom Staat verfolgt wurden, zu arbeiten.

Indischer Rechtsanwalt Henri Tiphagne
Indischer Rechtsanwalt Henri TiphagneAmnesty International

Seine Organisation "People's Watch" gründete der indische Aktivist nach der UNO-Menschrechtskonferenz 1993, die einen Wendepunkt für ihn darstellte. Seither arbeitet Tiphagne unermüdlich, um seine Vision von einem gerechten Indien zu verwirklichen. "People's Watch" ist heute einer der bekanntesten Menschenrechtsvereine in Indien und befasst sich vor allem mit der Dokumentation und Recherche von Menschenrechtsverletzungen.

Die Menschenrechtssituation in dem bevölkerungsreichen Staat ist nach wie vor verheerend. Missbräuche durch die Polizei, Folter und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Willkürliche Verhaftungen und Inhaftierungen gehören zum Alltag indischer Aktivisten. Menschenrechtsverletzungen bleiben oft ungeahndet.

Indiens Regierung macht Druck

Verschiedene Organisationen geraten in Indien aufgrund ihrer Tätigkeiten regelmäßig unter Druck. Auch "People's Watch" wurde schon häufig Opfer von staatlicher Repression. Ein Mittel der Regierung ist es, die Finanzierung des Vereins zu verunmöglichen. Seit 2012 wurden die Bankkonten der Organisation wiederholt eingefroren. Mitarbeiter mussten entlassen und Programme eingestellt werden.

Die deutsche Amnesty-Sektion zeichnet alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Organisationen mit dem Menschenrechtspreis aus. Ziel des Preises ist es, das Engagement dieser Menschen zu würdigen und ihre Arbeit in der deutschen Öffentlichkeit bekannter zu machen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die von der Stiftung Menschenrechte, Förderstiftung Amnesty bereitgestellt werden. 2016 wird der Menschenrechtspreis zum achten Mal verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderem: Monira Rahman aus Bangladesch (2006), Women of Zimbabwe Arise aus Simbabwe (2008) sowie Abel Barrera aus Mexiko (2011) und Alice Nkom aus Kamerun (2014). Die Verleihung des Menschenrechtspreises findet am 25. April im Maxim-Gorki-Theater in Berlin statt.

(poi)


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