Standort Österreich: Viele Akademiker, wenige Start-ups

Technologie-Riese Südkorea: Bei Innovationen liegt das Land ganz vorne.
Technologie-Riese Südkorea: Bei Innovationen liegt das Land ganz vorne.(c) REUTERS
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Österreich hat sich im globalen Bloomberg-Innovationsranking von Platz 17 auf Platz 13 verbessert. Das innovativste Land ist Südkorea, gefolgt von Deutschland.

Wien/Seoul. Wer sich für Zukunftstrends interessiert, muss nach Südkorea reisen. Der asiatische Tigerstaat landete auch heuer im Innovationsranking der Finanzagentur Bloomberg auf Platz eins. In keinem anderen Land der Welt werden Start-ups vom Staat so stark gefördert wie in Südkorea. Seit den 1960er-Jahren hat sich Südkorea von einem Entwicklungsland zu einer modernen Industrienation entwickelt. Der Aufstieg hängt mit den sogenannten Chaebols zusammen. Dabei handelt es sich um mächtige Wirtschaftskonglomerate wie Samsung, Hyundai und LG, die eng mit dem Staat verbunden sind.

Die Finanzagentur Bloomberg veröffentlicht jedes Jahr ein Ranking mit den 50 innovativsten Ländern weltweit. Auf Platz zwei liegt diesmal Deutschland, gefolgt von Schweden, Japan und der Schweiz (siehe Grafik). Österreich konnte sich im Vergleich zum Vorjahr vom 17. auf den 13. Platz verbessern. Österreich legte in den meisten Kategorien zu. Doch das Ranking zeigt auch die Schwächen des heimischen Wirtschaftsstandortes auf.

Hohe Akademikerquote

Bloomberg untersuchte die Länder anhand von sieben Kategorien. Am besten schneidet Österreich im Bereich „tertiäre Effizienz“ ab. Dazu gehören unter anderem die Akademikerquote und der Anteil von Akademikern mit einem technischen und naturwissenschaftlichen Studium (siehe auch Seite 7). In dieser Kategorie liegt Österreich von den 50 untersuchten Ländern auf Platz sieben. Auch bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung schafft es Österreich unter die Top Ten. Bei den Patenten befindet sich Österreich auf Platz 13, bei der Produktivität auf Rang 14.

Am schlechtesten ist Österreich in der Kategorie „Hightech-Dichte“. Hier liegt unser Land nur auf Platz 30. Allerdings muss man hier mehrere Faktoren beachten. Denn Bloomberg bewertet in dieser Kategorie unter anderem die Zahl der börsenotierten Firmen aus den Bereichen Biotechnologie, Hardware, Software, Internet, erneuerbare Energien, Halbleiter, Verteidigung, Luft- und Raumfahrt.

In diesem Bereich liegen die USA weltweit vorne, was angesichts der Marktposition der amerikanischen Hightech-Konzerne wie Apple, Google, Amazon und Facebook nicht überrascht. Österreich verfügt über relativ wenige Hightech-Firmen, die an der Börse gelistet sind. Auch spielt in Österreich die Börse bei der Unternehmensfinanzierung keine dominante Rolle.

So hat die Wiener Regierung es verabsäumt, den Kapitalmarkt zu stärken. In innovativen Ländern können sich Start-ups viel leichter Geld von der Börse holen, um damit die nächsten Expansionsschritte zu finanzieren.

Schwaches China

Das Bloomberg-Ranking sagt viel über die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit von Ländern und Regionen aus. China ist zwar in aller Munde, doch in diesem Ranking befindet sich das asiatische Land nur auf Platz 21. Denn in China würden Technologien häufig kopiert und nicht selbst entwickelt, heißt es im Bloomberg-Bericht. Afrika ist in dem Ranking mit zwei Ländern (Tunesien auf Platz 46 und Marokko auf Platz 48) vertreten. Aus Latein- und Südamerika hat es nur Argentinien (Rang 49) in das Ranking geschafft. Russland erreichte dagegen Platz zwölf. Österreichs östliche Nachbarländer sind nicht allzu innovativ. Ungarn befindet sich auf Platz 30, gefolgt von Tschechien (Platz 31) und der Slowakei (Platz 39).

Doch auch in Südkorea ist nicht alles eitel Wonne: In der Kategorie Produktivität findet man das asiatische Land nur auf Platz 39. Zwar wird in Südkorea durchschnittlich pro Arbeitstag um etwa zwei Stunden mehr gearbeitet als in Europa. Doch wer mehr arbeitet, ist nicht automatisch produktiver. In Südkorea gibt es ein starkes Obrigkeitsdenken. Die Angestellten verlassen oft erst das Büro, nachdem der Chef gegangen ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2016)

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