Nothilfe: Sofia steht Schlange um IWF-Kredit

Nach den Wahlen wird Bulgarien auch offiziell um Hilfsgelder ansuchen, sagt RZB-Analyst Brezinschek.

Sofia/Wien (mac). Bis fünften Juli werden die regierenden Sozialisten in Sofia ihre Welt weiter in freundlichen Farben malen. Man sei zwar in losem Kontakt mit dem IWF, heißt es aus der Koalition. Von einem Kredit, wie ihn von Ungarn bis Lettland schon viele osteuropäische Staaten benötigt haben, will Premierminister Sergei Stanischew aber zumindest bis zu den Wahlen nichts wissen.

Ganz anders sieht das sein Herausforderer, der Sofioter Bürgermeister Bojko Borissow. Sein Rezept aus der Krise: Bulgarien müsse „auf der Stelle“ einen Deal mit internationalen Geldgebern unterzeichnen.

Diese Einschätzung teilt auch RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek. Bisher hätten die bekannten informellen Gespräche mit dem IWF zwar noch kein Ergebnis gebracht. „Aber nach den Wahlen wird die Einigung mit IWF und EU vermeldet werden“, erwartet der Ökonom. „Das Budget kommt unter Druck. Steuereinnahmen brechen weg, die Ausgaben erhöhen sich stark“, sagt Österreichs Handelsdelegierter Michael Angerer zur „Presse“.

Von den Budgetüberschüssen der vergangenen Jahre kann Bulgarien heuer nur träumen. Mit einem erwarteten Defizit von bis zu drei Prozent hält das EU-Mitglied aber immerhin noch die Maastricht-Kriterien ein.

Das drängendere Problem ortete die Weltbank jüngst in der hohen Fremdverschuldung der Nation. Gemeinsam haben Staat und Bürger Auslandsschulden in der Höhe von 107 Prozent des bulgarischen BIP angehäuft. Die Reserven der Nationalbank sind unterdessen allein im zweiten Halbjahr 2008 um 16 Prozent gesunken. Zumindest die kurzfristige Schuldenlast wird also wohl der IWF tragen müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2009)

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