Keine nackten Tatsachen für Rohani: Kritik an Renzi

Die Kapitolinischen Museen zeigten Hassan Rohani und Matteo Renzi nicht alle ihre Schätze.
Die Kapitolinischen Museen zeigten Hassan Rohani und Matteo Renzi nicht alle ihre Schätze.(c) APA/AFP/TIZIANA FABI
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Für Rohanis Presseauftritt mit Matteo Renzi in den Kapitolinischen Museen wurden einige Statuen verhüllt. Rohani traf am Dienstag auf Papst Franziskus.

In Italien ist eine scharfe Polemik um den Beschluss der römischen Behörden entbrannt, in Roms Kapitolinischen Museen mehrere nackte Statuen aus Zeichen des Respekts für den muslimischen Glauben des iranischen Präsidenten Hassan Rohanis zu verhüllen. Mitte-rechts-Parteien klagten über eine "lächerliche Unterlegung" gegenüber dem Islam.

"Die Verneigung der italienischen Regierung vor Rohanis Iran und der Beschluss, nackte Statuen zuzudecken, sind einfach peinlich", kritisierte der Mitte-rechts-Abgeordnete Daniele Capezzoni. Als "verrückt" bezeichnete der Chef der ausländerfeindlichen Lega Nord, Matteo Renzi, den Beschluss, die nackten Statuen mit schrankähnlichen Konstruktionen zu verhüllen. "Renzi empfängt mit allen Ehren den Präsidenten des Irans, ein Herr, der Israel von der Weltkugel löschen will", kritisierte Salvini.

"Unannehmbar"

Die Rechtspartei "Brüder Italiens" behauptete, dass mit dem Beschluss, die Nacktstatuen zu verhüllen, ein Signal der Unterlegenheit westlicher Kultur gegenüber dem Islam gesendet worden sei. "Das ist einfach unannehmbar", hieß es in einer Aussendung der Partei.

Rohani hatte am Montagabend den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi auf dem Kapitolshügel getroffen und war später in den Kapitolinischen Museen vor die Presse getreten, wo mehrere nackte Statuen verhüllt worden waren. Zahlreiche Nachrichtenseiten veröffentlichten am Dienstag im Internet Fotos von schrankähnlichen Konstruktionen, hinter denen die Skulpturen verschwanden.

Aus Rücksicht auf den muslimischen Glauben Rohanis sei beim Abendessen auch kein Wein serviert worden, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA.

Rohani beim Papst

Rohani war am Dienstag zu Gast bei Papst Franziskus im Vatikan. Der Besuch dauerte circa 40 Minuten. Am Ende dankte der Papst für den Besuch und betonte, er hoffe auf Frieden. Er rief Rohani auf, für ihn zu beten

Papst Franziskus und Hassan Rohani im Vatikan.
Papst Franziskus und Hassan Rohani im Vatikan.(c) APA/AFP/POOL/ANDREW MEDICHINI

Rohani traf in Begleitung einer Delegation aus zwölf Personen, an der sich auch Außenminister Mohammad Javad Zarif beteiligte. Eine einzige Frau, die Übersetzerin, zählte zur Delegation. An der Seite des Papstes stand ein Priester, der für ihn übersetzte. Der Papst sprach Italienisch, Rohani Farsi. Am Ende des Treffens schenkte Rohani dem Papst einen handgemachten Teppich aus der iranischen Stadt Qom und ein Miniaturbuch.

Der Papst revanchierte sich mit einer Medaille, auf der der Heilige Martin zu sehen ist. Franziskus schenkte Rohani auch eine Ausgabe seiner Umweltenzyklika "Laudato si" auf Englisch und Arabisch. Eine Farsi-Übersetzung der Enzyklika gibt es nicht.

Den Atomvertrag im Juli hatte der Vatikan als wichtiges Ergebnis gelobt, aber auch eine konsequente Umsetzung gefordert. Im Syrien-Konflikt spielt der Iran eine Schlüsselrolle als wichtigster Verbündeter des Assad-Regimes neben Russland. Der Vatikan hat mehrfach Waffenlieferungen an die Konfliktparteien verurteilt.

Lange diplomatische Beziehungen

Geplant war Rohanis Besuch beim Papst schon für Mitte November, wurde dann aber wegen der Terroranschläge von Paris verschoben. Es ist erst das zweite Treffen eines amtierenden iranischen Präsidenten mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche. 1999 hatten Präsident Mohammad Khatami und Papst Johannes Paul II. (1978-2005) eine Unterredung im Vatikan. Khatami war auch zur Totenmesse des polnischen Papstes 2005 nach Rom gereist. Der Heilige Stuhl und der Iran unterhalten bereits seit 1953 diplomatische Beziehungen, die beide Seiten auch über die Konflikte des Landes hindurch aufrechterhielten.

(APA)

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