Rauchen: Frauen gesundheitlich mehr gefährdet als Männer

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Bei der Sommerakademie der österreichischen Apothekerkammer war geschlechtsspezifische Medizin eines der Hauptthemen.

Es sind ja ohnehin nur zwei bis vier Zigaretten täglich, die können doch wahrlich nicht schaden. Irrtum, auch wenige Glimmstengel sind eine Gesundheitsgefahr, besonders für Raucherinnen. „Schon zwei bis vier tägliche Zigaretten können das Lungenkrebsrisiko bei Frauen um mehr als das Fünffache erhöhen, bei Männern ist dieses Risiko um das Dreifache höher“, betonte der Sozialmediziner Dr.Thomas Dorner bei der Sommerakademie der österreichischen Apothekerkammer in Pörtschach. Motto des Kongresses: Gender Pharmazie – Gender Medizin.

Insgesamt belastet Nikotinmissbrauch Frauen mehr als männliche Paffer. „Bei gleicher Zigarettenanzahl haben Frauen im Schnitt ein um 60 bis 70 Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt“, erwähnte Dorner. Zudem birgt das Laster für Frauen noch einige geschlechtsspezifische Gesundheitsgefahren. So schlittern Raucherinnen etwa zwei Jahre früher in die Menopause als Nichtraucherinnen; Frauen, die zur Antibabypille und zur Zigarette greifen, haben ein signifikant erhöhtes Risiko für Lungeninfarkte und Thrombosen. Derzeit rauchen in Österreich übrigens 27 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen täglich. Bei den 15-Jährigen haben die Mädchen die Burschen längst überholt: 20 Prozent der männlichen, aber bereits 27Prozent der weiblichen Jugendlichen greifen regelmäßig zum „Sargnagel“ Zigarette. Letztere verursacht der Statistik zufolge täglich den Tod von 38 Österreichern.

Warum Alpenrepublikaner dem Nikotinlaster frönen? 65 Prozent aller Raucher tun's stressbedingt, bei mehr Männern als Frauen spielt die Schulbildung eine Rolle für den Raucheinstieg, am Ausstieg hindert 34 Prozent der Frauen die Angst vor einer Gewichtszunahme; der Anteil der männlichen Raucher, die das Paffen wegen ihrer Figur nicht lassen wollen, liegt bei nur 12 Prozent.

Und wahr ist's: Nach einem Rauchstopp nehmen Frauen im Schnitt auch mehr zu als Ex-Raucher. Im ersten Jahr sind es bei einer frisch gebackenen Abstinenzlerin rund 5,2 Kilogramm (4,9 beim Mann), in den folgenden vier Jahren nimmt eine Ex-Raucherin im Schnitt 3,4 Kilo jährlich zu (2,6 der Mann). Das leidige Zunehmen könnte jedoch mit einem Bewegungsplus und gesunder Ernährung eingedämmt werden.

Der weibliche Part der Süchtigen hat noch weitere geschlechtsspezifische Nachteile in Kauf zu nehmen: Frauen haben schwerere Entzugserscheinungen, reagieren vermindert auf Nikotinersatztherapie (brauchen daher höhere Dosen) und haben in Folge – kein Wunder – ein höheres Rückfallrisiko.

Verheiratete hören leichter auf

Zudem machen Depressionen aufhörwilligen Frauen das Vorhaben schwer: Die Rate eines erfolgsgekrönten Suchtstopps ist bei weiblichen Depressiven um 25Prozent geringer als bei nicht depressiven Frauen, bei Männern gibt es da keinen Zusammenhang. Für beide Geschlechter gilt indes: Bei Verheirateten ist der Entzugserfolg etwa doppelt so hoch wie bei Ledigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2009)

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