Bausparkassen kündigen hoch verzinste Altverträge

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Viele Kunden haben ihr Geld nach Ablauf von sechs Jahren bei der Bausparkasse liegen lassen.

Wien. Auch in Österreich sind Bausparkassen-Kunden von ungewollten Kündigungen ihrer Sparverträge betroffen. Noch im Herbst war versichert worden, dass diese deutsche Usance hierzulande kein Thema sei, nun ist laut „Kurier“ Wüstenrot ins Visier gekommen.

Die Arbeiterkammer lässt die Zulässigkeit einseitiger Vertragskündigungen prüfen. Betroffen sind vor allem Kunden, die ihr Geld über die sechsjährige Bindefrist hinaus bei der Bausparkasse haben liegen lassen und noch fixe Zinsen von zwei Prozent pro Jahr oder mehr erhalten. Wüstenrot soll solche Kunden vor ein Ultimatum stellen: Entweder wird eine Reduktion der Zinsen auf 0,125 Prozent akzeptiert, oder man soll sein Geld abheben. Wüstenrot beruft sich laut „Kurier“ auf § 6 Abs 1 Z. 2 des Konsumentenschutzgesetzes und eine Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) Linz vom Mai 2015. Die betroffenen Bausparkunden seien über die Änderung des Zinssatzes auf ein marktkonformes Niveau sowie auf die Möglichkeit des Widerspruchs innerhalb einer Zweimonatsfrist informiert worden, hieß es.

Geld täglich fällig

Durch das überlange Liegenlassen von Spareinlagen werde „der Zweck des Bausparens nicht mehr erfüllt“, wird betont. Denn: Mit Ablauf der sechsjährigen Mindestbindefrist gelten die Einlagen de facto als täglich fällige Spareinlagen, die sich der Bausparkunde jederzeit auszahlen lassen kann.

Ähnlich sieht das die S-Bausparkasse. Dort sind „weniger als 50 Verträge“ betroffen, meist aus der Zeit vor 1999. Damals wurde das Bausparsystem umgestellt: Bis dahin gab es Fixzinszusagen, seither nur noch variable Zinsen. Angeschrieben habe die S-Bausparkasse nur jene Kunden, die über 25.000 Euro liegen hätten. Diese Kunden würden nicht nur bei der Verzinsung, sondern auch vom Volumen her über den vorgesehenen Grenzen liegen.

Für ihr täglich fälliges Geld haben diese Kunden derzeit zwei bis 4,5 Prozent Zinsen erhalten, sagte eine Sprecherin der S-Bausparkasse zur „Presse“.

Kein Problem mit teuren Altverträgen hat offenbar die Raiffeisen Bausparkasse. „Höher verzinste Altverträge bestehen bei uns nur in einem sehr geringen Ausmaß“, heißt es in einem Statement an die APA. Die start:bausparkasse (einst ABV) sieht „keinen Grund, in bestehende Sparverträge einzugreifen“. Verträge nach Ablauf der sechsjährigen Sparphase würden ohnehin tagfällig verzinst, momentan mit 0,125 Prozent im Jahr, hieß es gegenüber der APA.

Kaum noch fixe Zinsen

Wer neu einen Bausparvertrag abschließen will, erhält kaum noch Fixzinsangebote, wie auf der Homepage des Vergleichsportals durchblicker.at nachzulesen ist. Lediglich die S-Bausparkasse bietet 0,5 Prozent pro Jahr fix (dazu kommt die staatliche Prämie von bis zu 18 Euro pro Jahr). (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2016)

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