Die Kostenschätzung sei nicht nachvollziehbar und die Vorgehensweise ineffizient, meint das Finanzministerium.
Der Gesetzesentwurf zum Haus der Geschichte hat nun auch das Finanzministerium auf den Plan gerufen: In einer Stellungnahme kritisiert es (wie schon zuvor der Rechnungshof), dass die vom Bundeskanzleramt vorgelegte Kostenschätzung „nicht nachvollziehbar“ sei. „Auf welchen Parametern beruhen diese Kostenschätzungen? Es fehlt ein Gesamtkonzept für das Haus der Geschichte, insbesondere ein Raum- und Funktionsplan, auf dessen Basis entsprechende valide Kostenschätzungen durchgeführt werden können“, heißt es in der Stellungnahme.
Es sei auch ineffizient und nicht sachgerecht, das Haus der Geschichte losgelöst vom Gesamtprojekt Heldenplatz (darunter fallen etwa der Bücherspeicher für die Nationalbibliothek, eine Tiefgarage und die Neugestaltung des Äußeren Burgtors) zu betrachten, dessen Finanzierung noch nicht geklärt ist. Unklar ist dem Finanzministerium ebenso, warum in den angegebenen Gesamtkosten (46,7 Millionen Euro) die Kosten für eine eigene Sammlung nicht enthalten sind – entgegen früherer Festlegungen hat sich die interministerielle Arbeitsgruppe, die das Projekt Haus der Geschichte vorantreibt, nämlich doch dafür entschieden, eine Sammlung aufzubauen. Nicht in den Gesamtkosten enthalten sind auch die Kosten für die Umgestaltung der Sammlung alter Musikinstrumente. Da diese ohne das Haus der Geschichte aber gar nicht notwendig wäre, müssten die beiden Projekte laut Finanzministerium als ein Vorhaben betrachtet werden.
„Im Widerspruch zu den Standards“
Nach Ansicht des Finanzministeriums stand die Vorgangsweise des Bundeskanzleramts bei der Entscheidungsfindung betreffend Standort, thematischem Umfang sowie Art und Weise der konkreten Präsentation der Inhalte „im Widerspruch zu den aktuellen internationalen museologischen Standards“. Angesichts der gesellschaftlichen Relevanz des Vorhabens hätte sich das Ressort „eine breitere und intensivere Einbindung von Experten aber auch der Öffentlichkeit“ gewünscht.
Die Bundesmuseengesetzesnovelle, mit der das Haus der Geschichte an die Nationalbibliothek angedockt würde, soll noch im ersten Quartal in Kraft treten. Grüne und FPÖ wollen das Projekt stoppen. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2016)