Schulen: Steiermark empfiehlt Deutsch als Pausensprache

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Eine Empfehlung für die Schulen ist in Ausarbeitung. Es handle sich dabei aber nicht um eine Pflicht - Kontrolle und Sankionen gebe es keine.

Nach dem oberösterreichischen Landesschulratspräsidenten Fritz Enzenhofer hat nun auch seine steirische Amtskollegin Elisabeth Meixner (ÖVP) Deutsch als Pausensprache empfohlen. Die Empfehlung richte sich an die Schulleitungen, so Meixner. Sie könne sich vorstellen, dass diese in die Hausordnungen aufgenommen wird. Kontrollen und Sanktionen soll es jedoch keine geben.

Meixner sagte nach einem Bericht der "Kronen Zeitung!, dass eine Empfehlung an die Schulen ergehen wird. Derzeit arbeite man an der Umsetzung: "Das Ergebnis soll in Absprache mit der Schulaufsicht alsbald den Schulen kommuniziert werden." Sie betonte, dass es den Schulen obliege, die Empfehlung in ihre Hausordnung zu übernehmen. Sie beinhaltet jedenfalls den Vorschlag, "dass die Pausengespräche in der Unterrichtssprache geführt werden". Eine Kontrolle sei aber unrealistisch. Im Sinne der Vereinbarungskultur empfahl Meixner: "Keine Strafen, keine Kontrolle, keine Sanktionen".

FPÖ fühlt sich bekräftigt, Kritik von Grünen

FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann fühlte sich in seiner seit 2013 bestehenden Forderung nach einer "Deutschpflicht in Schulpausen" bekräftigt: "Vor zwei Jahren hat man uns noch für diesen Vorstoß verteufelt, jetzt kommt man scheinbar langsam zur Einsicht", meinte er und verwies auf eine Unterschriftenaktion. Seit Herbst 2013 haben gut 5200 Steirer online und 2100 händisch für Deutsch als Pausensprache unterschrieben - sie stelle "einen wichtigen Beitrag zur Integration dar". Die Forderung der Unterschriftenaktion bezieht sich im Gegensatz zu Meixners Plänen auf eine Verpflichtung.

Grünen-Landtagsabgeordnete Sabine Jungwirth sprach von "populistischen Stammtischparolen" und erklärte, dass "sämtliche Experten eine 'Deutsch-Pflicht' am Schulhof ablehnen" würden. Jungwirth verwies auch auf Artikel 8 der Menschenrechtskonvention als auch auf Artikel 1 der Bundesverfassung hin, die Rechte des Kindes: "Eine dementsprechende Verordnung würde gleich gegen mehrere Bestimmungen verstoßen, denn die Diskriminierung einer Sprache ist untersagt. Das Verbot einer Sprache bewirkt zudem das genaue Gegenteil von Integration."

OÖ lässt Text ausarbeiten

In Oberösterreich lässt Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) einen Text ausarbeiten, den Schulen in ihre Hausordnung aufnehmen können. Es gehe dabei um eine Empfehlung, nicht um eine Pflicht, sagte er. Deutsch in der Pause war einer der Punkte, die im Arbeitsabkommen der neuen schwarz-blauen Landesregierung fixiert wurde. Eine allgemeine Pflicht zur Verwendung der deutschen Sprache auch in der Pause ist laut Juristen rechtlich problematisch: Damit würde man das Recht auf Privatsphäre verletzen, sagten mehrere Rechtswissenschaftler damals.

Die Erziehungswissenchaftlerin Ursula Neumann kritisierte eine Deutschpflicht kürzlich als "großen Blödsinn, diskriminierend und schädlich". Schüler würden auf dem Schulhof ohnehin nicht das Deutsch lernen, das sie im Unterricht brauchen. Schädlich sei es, weil ein Verbot ihnen zeige, dass man einen Teil ihrer Persönlichkeit ablehne. Wo ein Verbot wirken könne: auf der sozialen Ebene. Denn man könne durch Sprache Gesprächspartner ein- beziehungsweise ausschließen.

(APA/red.)

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