Hofer: Straches (vermeintlich) sanfter „Außenminister“

Norbert Hofer.
Norbert Hofer.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Der nette Blaue? Hinter seiner diplomatischen Maske ist Norbert Hofer einer der Chefideologen der FPÖ.

Wien. Was ihn von seinem Vorgänger, Martin Graf, unterscheide, wurde Norbert Hofer im Herbst 2013 gefragt, als er Dritter Nationalratspräsident wurde. „Ich bin – wenn man es mit Hunderassen vergleicht – ein Cockerspaniel“, antwortete er. Der sei sehr bissig, hinterlasse aber keine tiefen Wunden.

Von anderen wird Hofer eher als „Wolf im Schafspelz“ beschrieben. Nach außen hin spielt er die Rolle des besonnenen, sanften Freiheitlichen. Wer ihn aber schon einmal auf einer Wahlkampfbühne erlebt hat, weiß, dass er auch ganz andere Töne anschlagen kann.

Hinter seiner diplomatischen Maske ist Hofer einer der führenden Ideologen der Strache-FPÖ. Das Parteiprogramm wurde 2011 unter seiner Regie überarbeitet. Damals wurde das Bekenntnis zur „deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft“ wieder hineinredigiert. Wie Heinz-Christian Strache und Generalsekretär Herbert Kickl ist auch Hofer EU-kritisch und sozialpolitisch ein Linker. In Kombination mit der Flüchtlingspolitik klingt das dann so wie bei seiner Präsentation am Donnerstag: Man dürfe nicht vergessen, dass es auch unter den Österreichern viele Schutzsuchende gebe. Denn ein Großteil der Flüchtlinge lande im Sozialsystem.

Strache hatte den Burgenländer im Jahr 2005, nach der Spaltung der FPÖ, als Vizeparteichef nach Wien geholt. Ein Jahr später wurde Hofer Nationalratsabgeordneter und Behindertensprecher. Er wusste, wovon er sprach. Seit einem Paragleiterunfall im Sommer 2003 hat Hofer ein inkomplettes Querschnittssyndrom. Äußerlich merkt man das – mittlerweile – nur noch daran, dass er am Stock geht. Einen Häuserwahlkampf, „wo ich stundenlang zu Fuß unterwegs bin“, könne er aber nicht machen, sagte Hofer.

Als netter Übersetzer freiheitlicher Positionen wird Hofer am ehesten bürgerliche Wähler ansprechen und deshalb in erster Linie Andreas Khol Stimmen wegnehmen. Allerdings kommt er im Arbeitermilieu sicher besser an als Ursula Stenzel, weshalb er auch Rudolf Hundstorfer schaden wird.

Er selbst kann mit der SPÖ besser als mit der ÖVP, wie sich bei den Koalitionsverhandlungen im Burgenland gezeigt hat. Hofer war der Architekt von Rot-Blau, das verbindende Element zum Landeshauptmann. Hans Niessl hätte ihn gern als Landesrat gesehen, doch Hofer lehnte ab. Auch jetzt wird er im Parlament bleiben, zumindest bis zur Wahl. Bei der er sich gute Chancen ausrechnet: „Ich glaube, dass wir die Stichwahl erreichen werden.“ Und dort sei dann alles möglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2016)

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