Das ostafrikanische Land wird von einer Gewaltwelle heimgesucht. Hilfsorganisationen berichten von regierungsbetriebenen Massengräbern mit dutzenden Toten.
Burundi versinkt im Chaos. Seitdem Präsident Pierre Nkurunziza vergangenen April trotz einer gesetzlichen Begrenzung von zwei Amtszeiten zu einer dritten Amtsperiode angetreten ist, sucht das Land eine Welle der Gewalt him.
Seitdem seien mindestens 439 Menschen ums Leben gekommen, sagen die Vereinten Nationen. Mehr als 240.000 Einwohner seien aus Angst vor einer Eskalation in Nachbarländer geflohen. In dem armen Land mit rund elf Millionen Einwohnern ging erst vor einem Jahrzehnt ein Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit mit 300.000 Toten zu Ende.
Die politische Führung geht hart mit Kritikern und Aufständischen ins Gericht. Amnesty berichtet von Satellitenbildern, die auf Massengräber in der Nähe der Hauptstadt Bujumbura hindeuten. Darin sollen sich dutzende Opfer einer von burundischen Sicherheitskräften durchgeführten Razzia im Dezember befinden. "Diese Bilder weisen auf willkürliche Anstrengungen der Behörden hin, das Ausmaß der Tötungen und die Wahrheit zu vertuschen", sagte ein Amnesty-Regionalsprecher.
UNO: Verdacht auf neun Massengräber
Am 11. Dezember hatten Schützen Militärstützpunkte attackiert. Die Behörden hätten mit Hausdurchsuchungen, Festnahmen und vermutlich auch Massenhinrichtungen reagiert, sagte UN-Menschenrechtsbeauftragter Zeid Raad al-Hussein. Bei den Kämpfen seien mindestens 87 Menschen ums Leben gekommen, andere Quellen berichteten sogar von weitaus mehr Toten, berichtete al-Hussein.
Auch die Vereinten Nationen analysierten derzeit Satellitenbilder, um Zeugenaussagen über mindestens neun Massengräber in und um Bujumbura zu überprüfen. Eines der Gräber mit bis zu 100 Toten könnte sich in einem Militärcamp befinden.
"Le Monde" fordert Freilassung von Journalisten
Zudem hat die Polizei in Burundi am Donnerstag einen in Berlin lebenden britischen Fotojournalisten und den Afrika-Bürochef der französischen Zeitung "Le Monde" festgenommen. Phil Moore und Jean Philippe Rémy würden derzeit verhört, sagte der stellvertretende Polizeisprecher Moise Nkurunziza am Freitag.
"Le Monde"-Direktor Jérome Fenoglio forderte die sofortige Freilassung der beiden Journalisten. Beide Mitarbeiter seien mit einem Journalistenvisum im Land gewesen und gingen nur ihrem Beruf nach, sich mit Vertretern aller Konfliktparteien zu treffen.
Einschüchterung von Journalisten häufig
Polizeisprecher Nkurunziza sagte, Moore sei am Donnerstagnachmittag in Bujumbura festgenommen worden, als er inmitten einer Gruppe "Krimineller" gewesen sei. Rémy sei festgenommen worden, als er nach Moore am Ort des Geschehens eingetroffen sei. Es war nicht sofort klar, was beiden Männern vorgeworfen wurde.
Auch friedliche Unterstützer der Opposition werden in dem ostafrikanischen Land von Sicherheitskräften bisweilen als "Kriminelle" bezeichnet. Die Einschüchterung von örtlichen Journalisten ist nicht unüblich.
Der burundesische Regierungssprecher Willy Nyamitwe bestätigte die Festnahme im Kurznachrichtendienst Twitter. Er sei gestern Abend mit Rémy verabredet gewesen, aber dieser sei nicht gekommen. Er sei im Stadtviertel Nyakabiga festgenommen worden.
(APA/AFP/Reuters)