Telekom greift für Anleihe tief in die Kassa

A woman makes a phone call behind a sign of Telekom Austria in Vienna
A woman makes a phone call behind a sign of Telekom Austria in ViennaREUTERS
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Der Konzern hat einen Bond über 750 Millionen Euro erwartungsgemäß zurückgezahlt. Für weitere Tilgungen und/oder einen großen Zukauf braucht die Telekom eine weitere Kapitalerhöhung.

Wien. Mit negativen Überraschungen wie die OMV, die wegen des Ölpreisverfalls 1,8 Mrd. Euro abschreiben muss, wird die Telekom Austria nicht aufwarten, wenn sie am 9. Februar die Zahlen für 2015 vorlegt. Tief in die Tasche greifen muss Konzernchef Alejandro Plater, der den Mehrheitseigentümer América Móvil repräsentiert, dennoch: Gestern, Freitag, wurde eine 750 Mio. Euro schwere Anleihe fällig, die Anfang 2009 begeben wurde. Der Bond mit einem Kupon von 6,375 Prozent notierte an der Börse Luxemburg.

„Wir haben die Anleihe komplett zurückgezahlt“, bestätigt Telekom-Sprecherin Ingrid Spörk der „Presse“ die Erwartungen des Finanzmarkts. Das Geld stamme aus der eine Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung, die die Telekom im Spätherbst 2014 erhielt und die großteils von den Mexikanern gezeichnet wurde. „Sie war plangemäß für Investitionen und die Rückzahlung von Verbindlichkeiten wie etwa Anleihen vorgesehen“, sagt Spörk.

Die Rückzahlung verursacht der Telekom daher keine Probleme, heißt es auch in Analystenkreisen. Allerdings schrumpfen dadurch die liquiden Mittel der Telekom, die Ende des dritten Quartals bei 1,1 Mrd. Euro lagen, erheblich.

Für das laufende Geschäft sei die Telekom dennoch solide ausgestattet, sagte Plater vor kurzem. Aber: Für die Rückführung weiterer Bonds oder eine größere Akquisition ist frisches Geld nötig.In Summe hat der Konzern noch vier Anleihen über 2,3 Mrd. Euro ausstehen. Der nächste Bond im Volumen von 500 Mio. Euro ist 2017 fällig. Dazu kommt die Hybridanleihe in Höhe von 600 Mio. Euro, die Eigenkapitalcharakter hat.

Deshalb könnte das schon im Vorjahr diskutierte, dann aber mangels eines wirklich großen Kaufobjekts wieder eingeschlafene Thema einer weiteren milliardenschweren Kapitalerhöhung heuer doch wieder aktuell werden.

Die Geldspritze ist freilich gleich wegen mehrerer Knackpunkte hoch sensibel: Um den Staatsanteilvon 28,4 Prozent oder zumindest die Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) zu halten, müsste die Staatsholding ÖBIB viel Geld in die Hand nehmen – das sie nicht hat. Sinkt jedoch der Staatsanteil, verliert die Republik die ihr im Syndikatsvertrag mit América Móvilzugesicherten Rechte.

Andererseits müssen die Mexikaner laut Syndikatsvertrag ihren Anteil bis zum Sommer von 60 auf rund 50 Prozent reduzieren, was sie gar nicht goutieren, weil das angesichts des niedrigen Börsenkurses ein Verlustgeschäft ist. Bei der letzten Aufstockung des Anteils zahlte América Móvil 7,15 je Aktie, jetzt steht der Kurs bei 4,96 Euro.

Umso mehr steht der Rückzug der Telekom von der Börse weiter zur Debatte und dürfte auch bei der Aufsichtsratssitzung am Dienstag ein Thema sein. Wie die „Presse“ exklusiv berichtete (23. Dezember), wird ein Delisting überlegt, in dessen Folge an der Telekom die Amov 75 und die ÖBIB 25 Prozent halten. Das dafür notwendige Pflichtoffert würde angesichts des niedrigen Kurses günstiger als die Anteilsreduktion sein.

Drei Kandidaten für Österreich

Ein weiterer Punkt bei der Aufsichtsratssitzung ist – abgesehen von dem nur durch eine „nicht signifikante“ weitere Wertberichtung für das schleppende Bulgariengeschäft wenig belasteten Jahresergebnis – die Neubesetzung des seit dem Abgang von Hannes Ametsreiter vakanten Chefpostens des Österreich-Geschäfts. Dem Vernehmen nach gibt es drei Kandidaten in der engeren Auswahl, eine soll die Geschäftsführerin von Dimension Data Austria, Margarethe Schramböck, sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2016)

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