Auswirkung von Bioenergie: Nicht gut, nicht böse

Ökologie.Viele Faktoren spielen bei Nachhaltigkeit mit.

Bioenergie ist gut, weil man damit Treibhausgasemissionen einspart. Bioenergie ist schlecht, weil Pflanzen in den Tank kommen statt auf den Teller. Die Diskussion um Energie, die aus Biomasse – etwa Holz, Pflanzen oder biologischen Abfallstoffen – gewonnen wird, ist ambivalent.

Nun analysierten Forscher des Instituts für Soziale Ökologie der Uni Klagenfurt über 300 wissenschaftliche Artikel, die sich mit positiven und negativen Folgen von Bioenergie beschäftigen. In den Studien musste mindestens eine der zuvor definierten sozialen, technologischen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen behandelt werden.

Die Liste der guten Auswirkungen etwa führt die Einsparung von CO2- und Methanemissionen und fossilen Brennstoffen an. „Auch die Förderung der Regionalwirtschaft und geringere Abhängigkeit vom Ausland gilt als positiv, wenn Bioenergie regional produziert wird, statt fossile Energie zu importieren“, sagt Studienleiter Helmut Haberl. Negativ wirkt sich Bioenergie aber aus, wenn dadurch die Ernährungssicherheit bedroht ist oder ein gerodeter Wald, dessen Holz verheizt wurde, nicht mehr als CO2-Speicher dienen kann.

„Unsere Analyse zeigt, dass es nie nur gut oder nur schlecht ist. Bei jedem Bioenergieprojekt muss abgewogen werden, ob positive Auswirkungen die negativen übertreffen“, sagt Haberl.


Warnschuss der Forscher

Seinem Team fiel auf, dass besonders jene Regionen der Erde, für die in Zukunft Bioenergie als große Chance gehandelt wird, wie Lateinamerika oder afrikanische Länder, am schlechtesten erforscht sind, wenn es darum geht, welche Folgen die Nutzung hätte. „Unsere Studie ist ein Warnschuss – auch für die Politik, dass man Bioenergie nicht automatisch mit Nachhaltigkeit gleichsetzen soll“, sagt Haberl. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2016)


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