Frauenpower für die Telekom: Schramböck neue A1-Chefin

Margarete Schramböck
Margarete Schramböck (c) Henkel Central Eastern Europe
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Margarete Schramböck ist neue Chefin des Österreich-Geschäfts – des Haupt-Umsatz- und Gewinnträgers des Telekom-Konzerns. Auf sie kommen harte Aufgaben zu, zumal die Konkurrenz noch wächst.

Mit dieser Entscheidung kann die Chefin der Staatsholding Öbib, Martha Oberndorfer, die sich sehr für Frauen im Management stark macht, eigentlich nur zufrieden sein: Die Telekom Austria, genauer gesagt der Aufsichtsrat der Österreich-Sparte (A1 Telekom Austria AG) hat am Dienstag eine Frau an die Spitze gewählt. Es ist Margarete Schramböck, derzeit Chefin von Dimension Data Austria. Sie galt als Favoritin, wie die „Presse“ am Samstag exklusiv berichtete. Damit sind im vierköpfigen Vorstand von A1 sogar zwei Frauen vertreten – ein noch nicht alltägliches Faktum in Unternehmen dieser Größe. Seit Juni 2015 ist Sonja Wallner für die Finanzen verantwortlich, dazu kommen Marcus Grausam (Technik) und Alexander Sperl (Marketing, Vertrieb).

Mit der Bestellung von Schramböck, die ihren Posten am 1. Juni antritt, hat die Telekom eine Lücke geschlossen, die seit dem Abgang von Ex-Konzernchef Hannes Ametsreiter im Sommer 2015 geklafft ist. Ametsreiter war in Personalunion auch Chef des Österreich-Geschäfts. Der neue Konzernchef, Alejandro Plater, der den Mehrheitseigentümer América Móvil repräsentiert, hat sich mit der Besetzung Zeit gelassen.

Umsatz- und Gewinnbringer

Was vor allem den Belegschaftsvertretern Sorgen bereitet hat – immerhin ist das Österreich-Geschäft das Herz des Konzerns und mit 8600 Mitarbeitern und gut 2,5 Mrd. Euro Erlös für mehr als die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes verantwortlich. Auch zum Konzerngewinn trägt A1 mehr als die Hälfte bei. Die Betriebsräte sind in ihrem Anliegen bei Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), der den Staatsanteil von 28,4 Prozent vertritt, auf offene Ohren gestoßen: Er war diesbezüglich mehrfach bei den Mexikanern vorstellig.

Auf Schramböck kommen gleich mehrere große Herausforderungen zu: Das Handygeschäft hat im Vorjahr zwar erstmals seit Langem wieder angezogen, aber mit dem Markteintritt einer Reihe von virtuellen Anbietern ohne eigene Infrastruktur hat die Telekom, die mit 5,4 Millionen Handykunden hierzulande mit Abstand Marktführer ist, neue Konkurrenz erhalten. Der seit Jahren auf dem Mobilfunk lastende Preisdruck ist daher auch nach der Fusion von One und Hutchison („3“) nicht geringer geworden. Neben der Marke A1 vertreibt das Unternehmen noch die Diskontmarken Bob, Red Bull Mobile und Yesss.
Aber auch im Unternehmen selbst gibt es einige Baustellen. Eine der größten: Rund die Hälfte der 8600 Beschäftigten sind Beamte – das ist ein Erbe aus der Zeit, als die Telekom als Hüterin des Festnetzes noch mit der Post zusammengelegt und komplett im Staatsbesitz war. Da Beamte nicht gekündigt werden können und Sozialpläne extrem ins Geld gehen, muss die Telekom für Beamte, für die es keine Arbeit mehr gibt, millionenschwere Rückstellungen bilden.

Und nicht zuletzt besteht eine der wichtigsten Aufgaben der neuen A1-Chefin darin, um und mit Großkunden und auch der Republik zu verhandeln. Schließlich ist der Konzern der größte Investor beim Ausbau des Glasfasernetzes. „Sie kennt das Land, die Branche und den Markt, das ist sehr wichtig“, sagt Betriebsratschef Walter Hotz zur „Presse“. Dass sie zudem eine Frau sei, sei ein „gutes Signal“.
Die gebürtige Tirolerin Schramböck gilt trotz ihres jugendlichen Aussehens als Urgestein in der IKT-Branche. Sie startete ihre Karriere nach dem Betriebswirtschaftsstudium bei Alcatel, wo sie bis zur Vertriebsleiterin aufstieg. Als im Jahr 2002 die französische Nextira One in Österreich einen IT-Kommunikationsdienstleister gründete, übernahm Schramböck die Geschäftsführung. Die Übernahme von Nextira One durch die südafrikanische Dimension Data im Vorjahr bedeutete für Schramböck keinen Karriereknick: Sie wurde Chefin des Unternehmens. In Österreich belieferte Nextira One rund 6000 Kunden. Die Produktpalette reichte von Telefonielösungen und Diensten rund um IT-Sicherheit bis zum Betrieb von Applikationen und Software wie SAP und Windows sowie der Integration von Multimedia. Dimension Data konzentriert sich als Partner von Cisco auf den Großkundenbereich. Dimension Data macht weltweit 5,8 Mrd. Euro Umsatz und ist mit 22.000 Mitarbeitern in 58 Ländern vertreten.

Gutes Ergebnis 2015

Ihren ersten Auftritt bei der Telekom dürfte Schramböck schon am Freitag haben: Da präsentiert sie sich dem Konzernaufsichtsrat, der an diesem Tag tagt. Das Hauptthema bei der Sitzung soll der Jahresabschluss 2015 sein. Analysten gehen von einem sehr guten Ergebnis aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2016)

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