Mitterlehner: "An Russland hängen 40.000 Arbeitsplätze"

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Der Wirtschaftsminister hat zu den Sanktionen "eine sehr kritische Meinung". Beim Russland-Besuch will er sich auf die wirtschaftlichen Interessen der vor Ort tätigen Unternehmen fokussieren.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wird bei seinem heute beginnenden zweitägigen Arbeitsbesuch in Moskau mit hochrangigen Vertretern der russischen Regierung zusammentreffen, will dabei aber "weniger die demokratiepolitischen Aspekte in den Vordergrund rücken", sondern vielmehr die Interessen der in Russland tätigen Österreichischen Unternehmen.

"Im Endeffekt hängen davon rund 40.000 Arbeitsplätze ab", sagte Vizekanzler Mitterlehner im ORF-"Morgenjournal". "Das ist auch eine Interessenvertretungsfrage, die wir hier gegenüber Russland wahrnehmen." Eine politische Lösung des Ukraine-Konflikts sei im Minsker Prozess definiert und laufe vorrangig im Bereich von EU-Rat und Kommission.

Mitterlehner sieht Sanktionen "sehr kritisch"

"Wir sind hier im bilateralen Interesse tätig, aber immer im Rahmen natürlich der gegebenen Verpflichtungen, die uns auch die Sanktionen auferlegen", betonte Mitterlehner. Zu den Sanktionen hat er eine "sehr kritische Meinung", weil sie bisher beiden Seiten geschadet und zu keinem wirklichen Fortschritt geführt hätten. Österreich hat von Jänner bis Oktober 2015 waren im Wert von 1,62 Mrd. Euro nach Russland geliefert - um 40,5 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2014.

Mitterlehner wird bei seinem Moskau-Besuch von einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation begleitet, darunter OMV-Chef Rainer Seele, Mondi-Chef und OMV-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Oswald, Andritz-Chef Wolfgang Leitner, RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner, Vamed-Vorstandschef Ernst Wastler und AVL-CEO Helmut List.

Neutral zu Gesprächen zwischen OMV und Gazprom

Bei der 15. Tagung der Österreichisch-Russischen Gemischten Kommission für Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit (GWK) wird es vor allem um die künftige Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Tourismus sowie um anstehende Großprojekte gehen. Österreichische Unternehmen hoffen auf Investitionschancen bei Sportevents wie der Fußball-WM 2018. Heute (Dienstag) steht ein Besuch in der Gazprom-Zentrale auf dem Programm.

In die Gespräche zwischen Gazprom und OMV über eine engere Kooperation und den angekündigten Asset-Tausch will sich Mitterlehner "sicherlich nicht einmischen", erklärte er im "Morgenjournal". Das sei eine betriebswirtschaftliche Frage.

(APA)

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