General hatte Diktator offenbar kritisiert. Seoul schließt wegen Atom- und Raketentests gemeinsamen Industriepark Kaesong.
Pjöngjang/ Seoul. Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, hat offenbar ein weiteres Regimemitglied hinrichten lassen, um seine Macht zu festigen: Medienberichten zufolge wurde der einflussreiche Armee-Generalstabschef getötet. Ri Yong-gil seien Korruption und Verschwörung zur Last gelegt worden, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Offenbar hat Ri die Entscheidung des Diktators kritisiert, Schlüsselpositionen im Militär neu zu besetzen.
Sollte dies zutreffen, wäre es die Fortsetzung einer Serie von Exekutionen und politischen Säuberungsaktionen, seit Kim die Nachfolge seines 2011 verstorbenen Vaters antrat: Der Diktator hat bereits seinen Onkel Jang Song-taek, General Pyon In-son und Verteidigungsminister Hyon Yong-chol töten lassen. Der Onkel war wegen Hochverrats verurteilt worden, der General wegen Widerspruchs und der Verteidigungsminister, weil er bei einer Rede Kims eingeschlafen war. Die Abwesenheit des Militärchefs des Landes war von Nordkorea-Beobachtern bereits am Sonntag bemerkt worden, als das stalinistische Land eine Langstreckenrakete testete – nur wenige Wochen, nachdem es einen Atomtest durchgeführt hatte.
Nach Informationen des US-Geheimdienstes hat Nordkorea auch wieder die Produktion von Plutonium aufgenommen. Kims nukleare Muskelspiele haben zu neuen Spannungen mit der internationalen Gemeinschaft geführt. Die UNO erwägt schärfere Sanktionen gegen das bereits isolierte Land.
Südkorea hat bereits erste Maßnahmen getroffen: Um den Norden von einer wichtigen Devisenquelle abzuschneiden, lässt Seoul jetzt den Betrieb ihres gemeinsamen Industrieparks Kaesong stoppen. Dadurch soll Pjöngjang nicht mehr Gelder des Fabrikparks für das nordkoreanische Atomwaffen- und Raketenprogramm nutzen, hieß es. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2016)